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Freitag, April 19, 2024

Wanderschuhe und Streuobstwiesen

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Naturparkförderung für Streuobstpflege im Lallinger Winkel

Lalling (Lkr. Deggendorf). Was haben Wanderschuhe und Streuobstwiesen gemeinsam? Ganz einfach, ohne Pflege geht es nicht! Wer seine Wanderschuhe über Jahre hinweg Feuchte, Hitze, Schmutz und Belastung aussetzt, stellt fest: Das Leder geht kaputt! Dabei könnten gute Wanderschuhe bei ordentlicher Pflege wirklich langfristig genutzt werden. Genauso verhält es sich mit den Streuobstwiesen. Werden diese nicht gepflegt und „verwildern“, vermindert sich ihr ökologischer Wert als Lebensraum aber auch der Obstertrag. Um die Obstwiesen als Heimat vieler Tiere und Pflanzen zu erhalten, organisiert die Gemeinde Lalling und der Naturpark Bayerischer Wald geförderte Erhaltungsschnitte an bereits länger nicht gepflegten alten Obstbäumen.  Deswegen haben sich bereits im November im kleinen Rahmen, Streuobstbauern, Baumpfleger und Mitarbeiter des Naturparks auf einer überalterten Streuobstwiese getroffen. Erfolgreich wurde das weitere Vorgehen und die Besonderheiten eines ökologischen Pflegeschnitts besprochen. Dabei sollen insbesondere Totholz und Baumhöhlen an den alten Obstbäumen erhalten bleiben.

Wer auf dem Land aufgewachsen ist, hat vielleicht schon einmal bei der Ernte oder der Pflege einer Streuobstwiese mitgeholfen.

Fehlende Zeit, der demografische Wandel oder auch unser heutiges Supermarktangebot haben dazu geführt, dass immer mehr Streuobstwiesen vergessen wurden. Schließlich braucht man sie nicht mehr um einen Apfel in der Küche zu haben. Und was macht die vergessene Streuobstwiese? Anstatt sich von selbst positiv zu entwickeln, vergreisen die Bäume. „Als Teil der Kulturlandschaft ist sie auf die Nutzung und Pflege durch den Menschen angewiesen“, erklärt Alois Hofmann, Biologe beim Naturpark Bayerischer Wald. Eine sorgsame Pflege bewirkt hier etwas Positives und davon profitieren Mensch und Natur.  Zum einen beherbergen extensiv bewirtschaftete Streuobstwiesen eine Vielzahl von Tier- und Pflanzenarten, zum anderen schenken sie uns regionale, gesunde und klimafreundliche Nahrungsprodukte.

Der Lallinger Winkel ist weithin bekannt als „Obstschüssel“ des Bayerischen Wald mit vielen wertvollen Streuobstwiesen. Die vom Naturpark und der Gemeinde Lalling organisierten Erhaltungsschnitte dienen dem Schutz und der Entwicklung der Streuobstbestände und sind Teil des Aktionsplans des in diesem Jahr gegründeten Streuobstwiesenkompetenzzentrum. Die Förderung der Maßnahmen läuft über das bayerische Landschaftspflege- und Naturparkprogramm. Mit einer Förderung von 70 % werden diese Saison Bäume für ca. 8.500 € gepflegt. Lukas Neidl, Bernhard Drexler, Andreas Jung und Joachim Lemberger sind als qualifizierte Baumpfleger bestens für diese Aufgabe geeignet. Ganz nach dem Motto „Lieber pflegen und erhalten, anstatt umschneiden und aufspalten“, erklärt Lukas Neidl. Denn um den ökologischen Nutzwert eines alten Baums zu kompensieren, benötigt es deutlich mehr als lediglich eine Neupflanzung. Zudem ist es wichtig langfristig zu denken, so der junge Baumpfleger „Wenn man heute einen Baum pflanzt, wird man ihn selbst vielleicht nicht mehr nutzen können, aber die nächste Generation. Streuobstwiesen sind ein Generationenprojekt für Mensch und Natur.“

Bei diesem ersten Förderantrag für Erhaltungsschnitte haben sich sechs Streuobstwiesen- Besitzer gemeldet. Eine davon und auch treibender Motor für die fachkundige Pflege der alten Streuobstbestände ist die zweite Bürgermeisterin von Lalling, Maria Gruber. Als Besitzerin der ältesten Streuobstwiese in Lalling ist es ihr ein großes Anliegen, die alten Bäume zu erhalten. „Auch die schon mit Totholz gezeichneten Bäume dürfen ihren Lebensabend im Streuobstgarten bei uns verbringen“, so Maria Gruber.

Auch für das kommende Jahr ist ein Förderantrag für Erhaltungsschnitte und Neupflanzungen im gesamten Lallinger Winkel geplant. Wenn Sie also eine alte Streuobstwiese haben, die gepflegt werden soll, oder für sich und die künftigen Generationen ein kleines Paradies der Artenvielfalt und Geschmäcke schaffen möchten, wenden sie sich frühzeitig an Maria Gruber (Telefon: 09904/ 84190; pemagru@t-online.de) oder den Naturpark (Telefon: 09922/ 802480; info@naturpark-bayer-wald.de). Es wird der Schnitt von Hochstämmen (Kronenansatz ab 160 cm) in der freien Landschaft gefördert. Die Bäume müssen mindestens 30 Jahre alt und der letzte Schnitt 6 Jahre zurück liegen. Es handelt sich also nicht um einen regelmäßigen Ertragsobstbaumschnitt, sondern um eine einmalige Erhaltungs- und Wiederherstellungspflege.

Also ganz in diesem Sinne:  Schuhe fetten und raus auf die Streuobstwiese!

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