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Freitag, März 29, 2024

Ungewiss is’s

Lesestoff

(von Doris Blöchl)

Der Heilige Gral ist da, liebe Leserinnen und Leser. Nicht ganz pünktlich zu Weihnachten, aber kurz danach, lieferte die Forschung den Meilenstein, das Objekt der Begierde, die Rettung aus dem Wahnsinn. Der Impfstoff als im Moment kostbarstes aller Güter ist eingetroffen. Schwerer bewacht als jeder Politiker, länger angekündigt als jede andere Nachricht, inniger ersehnt, als das Christkind selbst.

Na gut, die Kühlkette war ein wenig unterbrochen, aber das scheint nicht so schlimm zu sein wie beispielsweise bei Fisch, der in solchen Fällen sofort Durchmarsch in beiden Richtungen auslösen würde. Der Impfstoff scheint robuster zu sein, als es auf den ersten Blick schien. Wenn er im Körper genauso hartnäckig gegen das verhasste Virus vorgeht, ist alles gut. Sofern er überhaupt reicht, denn hier scheinen die EU- und Deutschland-Obrigen schon wieder ein wenig auf Sparkurs unterwegs zu sein. Dieses Dilemma tut so gar nichts für das ohnehin recht wankelmütige Vertrauen in die Politik.

Jens Spahns Versprechungen verpufften bereits, bevor überhaupt richtig mit dem Impfen angefangen wurde. Stolz präsentierten sich die Pionierinnen und Pioniere der Impfaktion – Hochbetagte, die als besonders gefährdet gelten. Als nächstes werden die über 80-Jährigen und das Pflegepersonal an der Reihe sein. Zumindest die hohen Zahlen in vielen Seniorenheimen hofft man dadurch in den Griff zu bekommen. Das ist allenfalls ein Anfang, denn bei der breiten Bevölkerung ist die Kluft zwischen den Impf-Meinungen so tief wie der Marianengraben.

Skepsis macht sich auf der einen Seite breit, Zuversicht auf der anderen. Wer in der Impfung das Allheilmittel sieht, mag vielleicht etwas übereifrig sein – wer sich dagegen stemmt, zieht womöglich die Pandemie unnötig in die Länge. Keiner hat recht, liegt falsch. Wir wissen es einfach nicht. Die breite Bevölkerung hat noch ein wenig Bedenkzeit, schließlich ist der mittelalte, mittelgesunde und mittelrelevante Bürger ohnehin erst am Ende dieses noch so frischen Jahres dran. Und bis dahin, so die große Hoffnung der Regierenden, ist dann das Vertrauen in die Spritze gewachsen und damit wäre man der Herdenimmunität einen Schritt näher. Außer, für uns bleibt dann eh kein Serum mehr übrig… naja, Hauptsache, der Impfstoff wurde in unserem Land entwickelt. Wir überlassen ihn dann im Anschluss gerne den anderen, ebenso wie unsere Technologien den Chinesen. Da stellen wir uns gerne hinten an und schauen den anderen zu, wie sie an uns vorbeiziehen.

Woher, wohin?

Überhaupt ist alles ziemlich ungewiss. Ob und wann die Schulen wieder öffnen, ob und wann es wieder Lockerungen geben kann, ob und wann wir Freunde treffen können und nicht zuletzt, ob und wann wir das Virus besiegt haben werden. „Hilfe“…möchte man schreien und dem kommenden Jahr, so jungfräulich es auch daherkommt, entfliehen. Nicht einmal das ist möglich, denn wohin sollte man auch flüchten? Etwa von einem Risikogebiet ins andere? Nun denn…hoffen wir das Beste für dieses neue Jahr, das mit so vielen Hoffnungen verbunden ist wie selten eines zuvor. Ich finde, ob mit oder ohne Impfstoff sollten wir ihm eine Chance geben. Vielleicht hat es ja im Sinn, seinen Vorgänger zu übertrumpfen und alles besser zu machen. Schön wär’s!

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