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Freitag, Mai 3, 2024

Elegie in kantigen Räumen

Lesestoff

Knusprige Wimpern präsentiert sein Debütalbum „Augenlieder“

(von Tobias Schmidt)

Als unsere Redaktion 2017 staunend von der Großbritannientour der Passauer Band „Knusprige Wimpern“ erfuhr, grübelten wir, wie man dort wohl den ungewöhnlichen Bandnamen übersetzen würde. Jetzt schieben Hannah Paularsen (Gesang und Gitarre), Michael Krompaß (Gitarre und Gesang), Katharina Müller (Klavier und Gesang), Bernhard Senkmüller (Schlagzeug) und Valentin Weber (Bass) auch noch ein Debütalbum mit ebenfalls subtil humorigem, passend zum Bandnamen gewählten, Titel hinterher.

„Augenlieder“ heißt die aktuell erschienene CD. Zwölf Songs sind darauf, einige davon durfte unsere Redaktion im Rough Mix probehören. Englisch trifft hier auf baierische Mundart, und musikalisch kommt das Ganze ziemlich vielseitig und vor allem breit instrumentiert daher. Größtenteils im November 2018 in den Prager Reelblues-Studios des Passauer Jazzfans gut bekannten Musikers Jan Kořínek aufgenommen, ist gelegentlich auch dessen Hammond-Orgel zu hören. Vor etwa einem Jahr wurde die Band um Lioba Betz (Geige) und Viktoria Schick (Cello) erweitert. Und die zwei legen nicht nur Wohlklangteppiche aus, wir sind ja auch nicht beim Electric Light Orchestra. Hier muss man auch einmal auf ungewöhnliche Metren- und Dynamikwechsel in Songs jenseits der Drei-Minuten mittragen. Elegie mag halt ihren Raum. Der trägt hier gerade bei manchen Klavierpassagen durchaus kammermusikalische Züge. Und dann immer noch groß genug ist für die eine oder andere darin verwobene kantigere Passage.

Michale Krompaß, Bernhard Senkmüller, Katharina Müller, Valentin Weber, Hannah Paularsen alias “Knusprige Wimpern“ (Foto: Jan Korínek)

Ganz neu ist das nicht, Hörer von Rockmusik der 1960er und 1970er Jahre werden manches wieder erkennen. Warum auch nicht, wenn sich die vier (!) Songschreiber der Band in der Vorliebe für die Musik dieser Jahre einig sind. Man mag daher diese „Augenlieder“-Sammlung „retro“, hier und da „stilistisch inkongruent“, die Vokalpassagen „bisweilen gewagt“ nennen, doch im Ergebnis ist das ein Album für anspruchsvolle Hörer, welches stets das gute alte Lied und nicht etwa virtuose Soli im Mittelpunkt stehen lässt (was Mike Krompaß übrigens durchaus könnte, hier aber eher wohldosiert tut). „Augenlieder“ wird damit seinem Titel gerecht. Was wohl aus dieser Band werden wird? Ein Teil lebt mittlerweile in Bremen, aber dank digitaler Mittel und Wege ist der hier hörbaren Ideenflut sicherlich gemeinschaftlich Herr zu werden.

CD Cover „Augenlieder“ (Quelle: Katharina Müller)

Knusprige Wimpern wird „Augenlieder“ am Samstag, 2. März um 19.30 Uhr erstmals live und in nun mittlerweile rarer kompletter Bandbesetzung bei Piano Mora in Passau, Nibelungenplatz 5, präsentieren. Der Eintritt zur Veranstaltung kostet 10,- /ermäßigt 6,- Euro.   

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