Personalmangel bei den Freiwilligen Feuerwehren
Stellen Sie sich einmal vor, es brennt. Nicht irgendwo. Bei Ihnen zu Hause. Ihr Hab und Gut steht auf dem Spiel. Vielleicht sogar die ganze Nachbarschaft. Glücklicherweise konnte sich Ihre Familie – und hoffentlich auch Sie selbst – in Sicherheit bringen. Freunde und Bekannte wurden verständigt. Jetzt tippen Sie 112 in Ihr Mobiltelefon ein. Prompt meldet sich am anderen Ende der Leitung auch eine freundliche Stimme.
‚Danke für Ihren Anruf. Zurzeit sind wir (unter)besetzt.’
Beruhigend. Jetzt kann eigentlich nichts mehr weiter Schief gehen. Jetzt kommt die Feuerwehr; auf die ist schließlich Verlass.
Was zwischen Donau und Wald noch – glücklicherweise – in den allermeisten Fällen zutrifft, kann schon realitätsfremd sein. Oder anders ausgedrückt: ‚Schnappen Sie sich einen Eimer voll Wasser und helfen Sie sich selbst. Oder noch besser: Knien Sie sich hin und richten Sie ein Stoßgebet gen Himmel.’
Nein, ein solches Szenario mag sich wirklich keiner ausmalen. Aber leider in der Realität auch nicht wirklich weltfremd. Bei den Freiwilligen Feuerwehren wird das Personal knapp. Eine Entwicklung der vergangenen Jahre, die zwar ‚nur’ schleichend vorangeht, für die aber die ländlichen Gebiete bald einmal ihre Zeche bezahlen müssen. Nicht nur, dass es den Feuerwehren an Nachwuchs mangelt, sondern auch an der Akzeptanz in der Wirtschaft, den Rahmenbedingungen und der Unterstützung aus der Bevölkerung.
Ehrenamt ohne Ehre
Natürlich; so ein Ehrenamt auszuführen und auszufüllen ist unter Jugendlichen alles andere als ‚Sexy’. Da verbringt man doch seine Freizeit lieber mit anderen (2.0-) Aktivitäten, die angesagt und unter gleichaltrigen anerkannt sind. Und dann noch, im allerschlimmsten Fall, sein eigenes Leben aufs Spiel setzen, ja sogar noch für ‚Fremde’? Nein Danke. Papa und Mama hat es auch nicht mehr gekümmert, also warum mich?
Glücklicherweise finden sich bei den Freiwilligen Feuerwehren dann doch noch ein paar Bürgerinnen und Bürger, die sich ehrenamtlich dazu berufen fühlen, vor Ort zu helfen und darin auch einen (berechtigten) Sinn sehen. Doch auch diesen Engeln werden heutzutage Steine in den Weg gelegt. Meist sind sie für ihre Arbeitgeber plötzlich unentbehrlich, wenn der Alarm ausgelöst wird und jeder Mann und jede Frau vor Ort und Stelle gebraucht wird. Unter dem Stichwort ‚Arbeitsfehlzeiten’ wird dann am Ende des Jahres dem Freiwilligen Helfer sanft aber bestimmt beigebracht, dass sein persönlicher Einsatz für die Feuerwehr in diesem Rahmen nicht mehr stattfinden kann. Andere Mitarbeiter hätten sich über diesen Umstand schon beschwert; das wäre ja wie ‚Urlaub’…
Kooperationen über die Gemeindegrenzen hinaus
Weitere Probleme, mit denen die Floriansjünger zu kämpfen haben: die demografische Entwicklung und veränderte Lebensplanung. Viele Paare entscheiden sich vermehrt zwischen dem 30. und 40. Lebensjahr Kinder zu bekommen. Infolge dessen fehlen Nachwuchsjahrgänge bei den Mitgliedern der Freiwilligen Feuerwehr. Allzu oft findet man dann Mannschaften vor, bei denen das Durchschnittsalter bei 40+ liegt. Diesem Umstand kann nur schlecht entgegengewirkt werden. Andererseits sind die Feuerwehren selbst in die Pflicht genommen, indem sie über den Tellerrand hinausschauen und mit umliegenden Gemeinden und Einsatzkräfte verstärkt kooperieren – wider dem ‚Kirchendenken’.
Aber auch wir selbst können zu dieser Entwicklung einen Beitrag leisten. Die Feuerwehr um die Ecke ist kein ‚Mädchen für alles’. Steht nach einem Unwetter der Keller 0,3 cm unter Wasser, muss nicht gleich eine Alarmierung vorgenommen werden. Auch nicht, wenn es ein Igel nicht ganz über die Fahrbahn geschafft hat oder die eigene Katze sich dazu entschlossen hat, auf dem Baum im Garten ein paar Fastentage abzuhalten.
Es gibt bei uns zahlreiche Freiwillige Feuerwehren, die mit gutem Beispiel vorangehen und ihren Mitgliedern, auf unkonventionelle Art und Weise, mehr anbieten, als nur 0-8-15-Übungen rund ums Feuerlöschen. Das muss nämlich nicht immer im Zentrum stehen, genauso wie bei allen anderen Vereinen. Der Wandel der Zeit ernst nehmen, auf die Bedürfnisse und Wünsche der Jungen eingehen und dem Rechnung tragen.
Dann gibt es leider noch diejenigen Verantwortlichen, denen es wichtiger ist, über ein neues Feuerwehrfahrzeug zu verfügen, weil es die Nachbargemeinde schließlich auch hat. Alles andere wird ausgeblendet.
Grisu: ‚Ich will Feuerwehrmann werden!’
Schließen Sie bitte nochmals die Augen und stellen Sie sich vor; es brennt. Bei Ihnen zu Hause. Interessieren tut es eigentlich schon. Nur findet sich keiner mehr, der Ihnen professionell zur Seite steht und hilft. Der Lokalreporter um die Ecke ist bei Ihnen schon vor Ort. Das alleine zählt noch. Schnell ein paar Fotos gemacht, bevor Ihr Hab und Gut nur noch aus einem Häufchen Asche besteht.
Können Sie sich noch an die Zeichentrickserie ‚Grisu, der kleine Drache’ erinnern? Ich will Feuerwehrmann werden! Tragen Sie diese Botschaft in die Welt hinaus; Ihre Freiwillige Feuerwehr dankt es Ihnen.