Früher oder später – in der heutigen Zeit wohl eher früher – kommt man in Berührung mit den Stellenanzeigen in Zeitungen, Zeitschriften und natürlich den maßlos überfüllten Online-Portalen.
Warum Arbeitgeber zu wenig Nachwuchs finden, liegt vielleicht auch daran, dass ihre schlechten Stellenanzeigen (um es einmal sanft zu formulieren) mit dazu beitragen. Schaut man sich die Mehrzahl aller (täglichen) Anzeigen an, dann sind diese nicht nur langweilig und völlig austauschbar, sondern auch über das Ziel hinaus geschossen, für den Stellensuchenden undefinierbar und, liest man zwischen den Zeilen, mit totaler Ironie überzogen. Als wäre das alleine nicht schon Grund genug, als Firmeninhaber oder Vorgesetzter seiner Personalabteilung die Rote Karte zu zeigen, wird die betroffene Stellenausschreibung dann noch mit einem Bild (Grafik) untermauert, die beim Betrachten des Stellensuchenden durchaus Panik verursachen kann. Wünschenswert wäre am Ende eines solchen literarischen und bildlichen Ergusses eigentlich nur noch der Hinweis: ‚Lesen Sie die Packungsbeilage’. Aber die ist natürlich nirgends zu finden und zeigt sich erstmals und in ersten erkennbaren Ansätzen beim ersten Vorstellungsgespräch. Beispiele solcher FEHL-Anzeigen gibt es mehr als genug. Nun kann man sich – leider – durchaus auf den Standpunkt setzen, dass es vielen Stellensuchenden so ziemlich egal ist, wie sich ein solches Gesuch im Printmedium oder Online-Bereich präsentiert; Hauptsache ich kann mich da bewerben und ich bekomme den Job.
Basis für ein Arbeitsverhältnis?
Doch ob es in all diesen Fällen tatsächlich zu einer zukunftsorientierten und (wenigstens in den Grundzügen) harmonisierten Zusammenarbeit zwischen Arbeitgeber und Mitarbeiter kommt, sei einmal dahingestellt und mit äußerster Vorsicht zu betrachten. Nun wissen wir aber auch um das Dilemma der Verantwortlichen und Personalabteilungen Bescheid: Es muss schnell gehen. Man bedient sich als Unternehmen irgendwelchen Vorlagen auf der Festplatte, die schon vor zehn oder 20 Jahren hinhalten mussten. Hier mal ein Wort abgeändert, da mal den (schon ) längst überfälligen Rechtschreibfehler korrigiert – und dann ab mit dem Muster an den gewünschten Zeitungsverlag oder Online-Portal. Die Retourkutsche lässt aber nicht lange auf sich warten. Ein oder zwei Tage später wird die betroffene Stelle (Abteilung) mit Bewerbungsunterlagen nur so überflutet, von denen man gut und gerne über 90 Prozent gleich dem (digitalen) ‚Rundordner’ übergeben möchte. Oder es sogar tut, ohne dem Bewerber wenigstens den Empfang seiner Unterlagen zu bestätigen (auch so eine Krux, die aber an dieser Stelle keinen Platz mehr findet). Spätestens dann fragen sich die betroffenen Firmen: ‚Was haben wir falsch gemacht?’ Die Antwort darauf ist in den meisten Fällen simpel: ‚Shit out, Shit in’. Formulierungen wie ‚Sind Sie motiviert’ oder ‚Gesucht wird ein/e motivierte/r Mitarbeiter’ entbehren jeglichem Sinn des Verständnisses. Sowohl aus der Sicht des Unternehmens als auch aus der Warte eines Stellensuchenden. ‚PC Kenntnisse’ oder ‚Versierter Umgang mit MS Office’ zeugen in den meisten Fällen davon, dass der Stellensuchende sich selbst noch nicht ganz sicher ist, ob er in seinem Betrieb noch mit Schreibmaschine arbeitet oder doch irgendwo ein PC (übrigens auch Mac) stehen hat. Dann gibt es noch das klassische Beispiel, bei welchem im Grunde genommen ein Top-Manager oder Dr. Dr. Prof. gesucht wird, der die Aufgabe hat, das gesamte Unternehmen umzukrempeln und auf die ‚richtige’ Bahn zu lenken, aber am Ende darauf hingewiesen wird, dass es sich um einen 450-Euro-Job handelt.
Es wäre so einfach
Das aber absolute Highlight ist die Frage nach den ‚Gehaltsvorstellungen’. Ein Ur- und Miss-Ding, das sich schon seit gefühlten tausenden von Jahren festgesetzt hat. Hier kann der Arbeitssuchende und Bewerber doch nur verlieren! Oder anders ausgedrückt, hier wird die einzige (und falsche) Priorität des Unternehmens gesetzt. Bewerberinnen und Bewerber, die in ihren Unterlagen oder dem persönlichen Vorstellungsgespräch mit ihren Gehaltsvorstellungen von Beginn weg nicht in das Schema X der Firma passen, werden gnadenlos aussortiert. Eigentlich ist es doch ganz einfach. Gesuchsteller von Arbeitsplätzen sollten sich für ihre Anzeigen mehr Zeit nehmen. ‚Entschleunigung’ heißt auch hier das Zauberwort. Wer wird für welche Stelle tatsächlich benötigt und gebraucht? Das Kind beim Namen nennen. Wird eine Kassiererin gebraucht, dann hat man darauf gezielt hinzuweisen. Geht es darum, eine Arbeitskraft einzustellen, die sich täglich nur um das Erfassen von irgendwelchen Rechnungen am Computer zu kümmern hat, dann formuliert man diese Tätigkeit so aus. Was erwartet den Stellensuchenden im Betrieb selbst? Ist es tatsächlich ein ‚moderner’ Arbeitsplatz, der beim ersten Hinschauen mehr daran erinnert, irgendwo in den 90er Jahren angekommen zu sein? Sogar die Bekanntgabe des zu erwartenden Gehalts spielt dabei eine wesentliche Rolle. So muss sich der Unternehmer schon im vornherein mit der Realität – einmal mehr – beschäftigen, was es denn tatsächlich in seinem Betrieb kosten darf und auch muss. Kennen Sie die ‚Die Goldene Runkelrübe’ im Internet (www.goldenerunkelruebe.de)? Empfehlenswert für alle Berufstätigen im HR-Bereich.