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Freitag, April 26, 2024

Moor-Renaturierungen auf der Zielgeraden

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Bilanz des Nationalparks: Rund 200 Hektar ökologisch aufgewertet

Grafenau. Über ein Fünftel der Gesamtfläche des Nationalparks Bayerischer Wald befindet sich auf Moor- und Nassböden. Einst wurden vor allem die Hoch- und Niedermoore, aber auch die Moorwälder, vom Menschen durch Trockenlegung negativ beeinflusst. Entwässerung sollte mehr Ertrag bringen. Eine Entwicklung, die in den vergangenen Jahren vielerorts rückgängig gemacht wurde. „Das Thema Renaturierungen von Hochmooren haben wir mittlerweile nahezu abgeschlossen“, sagt Jochen Linner, der beim Nationalpark im Bereich Naturschutz arbeitet. Trotzdem hat sich die Verwaltung auch für die Zukunft noch einiges vorgenommen.

Bestandsaufnahme: Laut Auswertung des Landesamts für Umwelt gibt’s im Nationalpark knap 5500 Hektar Moor- und Nassböden. Hochmoore wie das Zwieselter Filz bei Frauenau oder das Klosterfilz bei St. Oswald machen dabei jedoch lediglich gut 160 Hektar aus. Der überwiegende Teil der beträchtlichen Gesamtzahl basiert auf grundwassergeprägten Moorböden. „Schon in der Anfangszeit des Nationalparks hat man erkannt, dass diese Lebensräume nicht nur wichtige Funktionen im Ökosystem übernehmen, sondern auch vielen spezialisierten Arten eine Heimat geben“, blickt Linner zurück. Darüber hinaus sind Moorböden in ihrer Eigenschaft als Kohlenstoff- und Wasserspeicher auch in Hinblick auf den Klimawandel von essentieller Bedeutung.

Deswegen gibt es seit den 1980er Jahren Bestrebungen, einst trocken gelegte Bereiche zu renaturieren. „Ohne die menschliche Hilfe würde es die Natur sonst an vielen Stellen nicht schaffen, den Ursprungszustand wiederherzustellen. Oder aber es würde Jahrhunderte dauern.“ Erfolge gab’s zum Beispiel im Großen Filz bei Riedlhütte, im Tieffilz unterhalb des Lusens oder aber auch an einer Moorfläche bei Kreuzstraßl. „Überall dort entwickelt sich das Moor positiv, nachdem wir Entwässerungsgräben geschlossen und zum Teil auch künstlich eingebrachten Fichtenbewuchs entfernt haben“, berichtet Linner. Da das Markfilz zwischen Rachel und Lusen von der Grenze zu Tschechien geteilt wird, wurde bei dieser Renaturierung sogar ein grenzüberschreitendes Projekt verwirklicht. Stolze 75 Hektar Moorfläche konnten so über die Jahre bereits ökologisch aufgewertet werden. Hinzu kommen 120 Hektar Moorwälder, in denen der Wasserhaushalt verbessert wurde.

Im jüngst verabschiedeten Anlagenband des Nationalparkplans zum Thema Arten- und Biotopschutz wird nun auch ein Blick in die Zukunft geworfen. Demnach sollen bis 2025 alle noch potentiell renaturierbaren Flächen kartiert und auf mögliche Verbesserungsmaßnahmen untersucht werden. Weitere zwei Jahre später sollen diese abgeschlossen sein. „Aktuell gehen wir davon aus, dass rund 160 weitere Hektar grundsätzlich für Renaturierungen geeignet wären“, sagt Linner. Jedoch schätzt der Naturschutzfachmann, dass sich nur ein Drittel des Potentials tatsächlich ausschöpfen lässt. „Das liegt zum einen an teils sehr kleinflächigen Arealen, zum anderen aber auch an schwer mit den notwendigen Maschinen erreichbaren Örtlichkeiten.“

„Insgesamt hat die Ertüchtigung der Moorflächen den Lebensraum für hochbedrohte Arten verbessert“, sagt Prof. Jörg Müller, stellvertretender Leiter des Nationalparks. „Gleichzeitig trägt der Nationalpark damit zum Klimaschutz bei.“

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