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Dienstag, Mai 14, 2024

Eine große Lücke gefüllt

Lesestoff

Im Zanella-Haus setzt Erhard Köck eine lange kreative Tradition fort

Markt Schönberg. Es war immer ein besonders lebendiges Haus, das von Anna und Franz Zanella am oberen Marktplatz von Schönberg. Seit deren Tod war es dort ruhig geworden. Nun eröffnet der Glaskünstler Erhard Köck wieder die Türen. Zwei kreative Traditionen vereinen sich hier in einer Galerie.

Selbst zu der Zeit, als das junge Paar Franz und Anna Zanella hier erst neu Wurzeln schlagen mussten und dafür nach den Kriegswirren ein Geschäft für Lebensmittel eröffnete, war die Präsentation schon eine besondere. Obst und Gemüse seien stets schön wie Gemälde arrangiert worden. Später gab es hier die berühmten Miniaturwelten aus eigener Werkstatt und Antiquitäten zu bestaunen und zu erwerben. Einen großen Namen weit über den Ort hinaus hat sich Franz Zanella aber als Künstler erworben. Portraits, Landschaften, Städte und zuletzt das ganze Universum mit all seinen Hintergründigkeiten hielt Franz Zanella auf Leinwänden fest. 2018 verstarb er recht plötzlich und 2021 folgte ihm Anna in das für ihn Unvergängliche; aber zurück blieb eben ihr Gebäude voller verblassender Erinnerungen.

Abgesehen davon, dass der besondere Witz und die tiefgründigen Gedanken persönlich verstummten, drohte so ein trauriger Leerstand. „Es war ein künstlerisches Zentrum“, sagt Erhard Köck, der selbst ein Schönberger ist, aber in Riedlhütte mit Glasscherben Köck seine eigene Ausdrucksform und Bekanntheit erreicht hat. Als umtriebiger Ruheständler ist er dort weiterhin aktiv und lässt mit seiner Galerie „Schatztruhe“ der Kreativität noch mehr freien Raum. Diese hat er jetzt ein- und im Zanella-Haus wieder ausgepackt. Sein Sohn Dr. Bernd Köck hatte es erworben. Derzeit wird darüber nachgedacht, was darin noch Platz finden kann. Die ehemaligen Geschäftsräume im Erdgeschoß wurden aber schon einmal – auch mit Hilfe eines Flächenprogramms des Marktes gegen Leerstände – ein dreiviertel Jahr lang hergerichtet, um zu diesem neuen Schmuckstück zu werden. An den Wänden hängen Bilder von Franz Zanella wie ein künstlerischer Lebenslauf über seine verschiedenen Lebensphasen hinweg. In Vitrinen finden sich schöne und wertvolle Gläser, die er mit dem Antiquitätenhandel gesammelt hatte. Und dazwischen fügen sich die Werke von Erhard Köck mit gleicher gläserner Leidenschaft nahtlos ein: Skulpturen, Figuren, Gefäße oder auch reliefartige Bilder aus dem Schmelzofen oder ergänzt mit anderen Werkstoffen wie Holz. Die Grenzen zwischen Kunst und Handwerk und zwischen Altem und neu Geschaffenem verschwimmen in einer reichhaltigen Collage an Ideen.

Bürgermeister Martin Pichler stellte beim Blick über den Marktplatz herüber schon fest, dass Menschen stehen bleiben, interessiert schauen und mit Erhard Köck auf dessen „Bank für Legenden“ vor der Ladentüre ins Gespräch kommen. Statt eines Blicks in die Leere verlassener Räume gibt es wieder Charme und Aura zweier recht ähnlicher Künstlercharaktere zu erleben. Dienstags und mittwochs von 14 bis 18 Uhr und samstags von 10 bis 12 Uhr ist die neue Schatztruhe vorerst geöffnet. Dafür und auch für den neuen kreativen Mosaikstein im Marktbild dankte Martin Pichler der Familie Köck ganz herzlich.

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