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Dienstag, April 23, 2024

Raus zum musikalischen Hofladen!

Lesestoff

Wir blicken zufrieden auf das Inntöne-Jazzfestival 2017 zurück

(von Tobias Schmidt)

Sie hat schon viel gesehen, die große Scheune von Jazzverleger, Posaunist und Biobauer Paul Zauner auf dem Buchmannhof im oberösterreichischen Diersbach: „außerirdische“ Soundinvasoren des Sun Ra Arkestra, gegen pfingstlichen Eisregen anfrierende kollektive Jazzbegeisterung der Zuhörer, oder aber die ersten Schritte eines gewissen, seinerzeit noch weiterhin unbekannten Sängers und späteren Chartstürmers namens Gregory Porter in Europa.

Auch heuer bot das Inntöne Jazzfestival wieder jene wunderbare und gelungene Mischung aus traditionellem Jazz, frechen und wagemutigen Newcomern (meist aus der österreichischen Szene), einigen alten Haudegen der blue notes, ländlicher Entspanntheit und – nicht zu vergessen – guter Kost vom Rost.

Soeben frisch mit einem Album voller Standards in den Billboard Jazz-TopTen feierte Jazzmeia Horn eine triumphale Rückkehr beim Inntöne Festival 2017. Gar nicht Standard und trotzdem Banjo-und-Karohemd-Tarnung schon gar nicht Hillbilly, das Trio von Tobias Hoffmann mit irrlichternd irrwitzigem Programm (Foto: Schmidt)

Musikalisch gefielen uns besonders die Formation des Stimmakrobaten und Flügelhornisten Arnaud Nano Methivier und der syrischstämmigen Flötistin Naïssam Jalal, der auf Surfgitarrensounds gedrehte freche Jazz des Kölner Tobias Hoffmann Trios einschließlich Thelonious Monk-Intermezzo auf dem Gitarrenbanjo und der 90-jährige Gitarrist George Freeman. Er trat gemeinsam mit Hammondorganist Jan Kořínek in einer Art kleinem Re-Enactment Gig seiner Formation mit Richard „Groove“ Holmes aus den frühen 1960ern auf. Ben Websters Part am Tenorsaxophon übernahm dabei der Waliser Osian Roberts. Die aus Texas stammende Jazzmeia Horn begeisterte bereits vor drei Jahren beim Inntöne Festival. Am Pfingstsonntag kehrte sie mit einigen prestigeträchtigen Wettbewerbsgewinnen, Standards und Scatgesang ausgelassen fröhlich auf die Bühne des Buchmannhofs zurück. Ein Grund dafür: tags zuvor war ihr Debütalbum direkt in die Top Ten der Billboard Jazzcharts eingestiegen. Mal sehen, welche der über 100 in der Europäischen Rundfunkunion assoziierten Radiostationen dieses Konzert ausstrahlen wird. Das Festival wurde jedenfalls vom ORF erneut komplett mitgeschnitten; Zugang zu Jazz am Bauernhof haben somit Menschen aus aller Welt. Der Bayerische Rundfunk orientiert sich nach wie vor anders, dafür mehrten sich auch bei dieser 32. Ausgabe des Festivals die Autos mit Münchner KfZ-Kennzeichen auf Zauners Acker-Parkplatz. Dort dank Sonnenscheins heuer kein Morast – dafür erdige Jazzsounds satt.

(Titelbild: Festivalmacher Paul Zauner und der 90-jährige George Freeman (v.l.). Passt alles? Na, dann kann’s ja gleich los gehen: Mit Cab Calloways „Hi De Ho“ über die Melodie des St. Infirmary Blues. Das Inntöne Festival ist eben auch für musikalischen Witz gut – Foto: Schmidt)

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