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Freitag, April 19, 2024

Kühl in den nächsten heißen Sommer

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So funktioniert der Hitzeschutz für die eigenen vier Wände

In Deutschland hat sich die Zahl der Hitzetage in den vergangenen Jahrzehnten verdreifacht. Das wirkt sich auch auf die Innentemperatur in Häusern und Wohnungen aus. Damit die Hitze erst gar nicht in die Wohnräume gelangt, können Bauherren ihre Immobilie von Anfang an klimagerecht planen und Hausbesitzer sinnvoll nachrüsten. Welche Möglichkeiten es gibt, erklärt Schwäbisch Hall-Architekt Sven Haustein.

Große Fenster, keine Beschattung, schlechte Dämmung – manche Entscheidung beim Hausbau zieht im Sommer schweißtreibende Konsequenzen nach sich. Denn: Wenn die Außentemperatur die 30-Grad-Marke überschreitet, kann es in Innenräumen schnell unangenehm heiß werden. Darunter leidet der Wohnkomfort – und für Kinder und ältere Menschen kann die Hitze gesundheitsschädlich werden. Diese fünf Hitzeschutzmaßnahmen schaffen Abhilfe.

Die Lage: Klimagerechtes Bauen beginnt bei der Gebäudeplanung                

Hitzeschutz wird bereits bei der Grundstückswahl wichtig: Liegt der Bauplatz auf offener Ebene, ist die Sonneneinstrahlung stark. Aber auch dicht besiedelte und hoch versiegelte städtische Gebiete sind im Sommer von extremen Temperaturen betroffen. „Der Schatten von Bäumen ist eine effektive Maßnahme gegen hohe Raumtemperaturen. Allerdings sollte dadurch keine ungewollte Verschattung auf Kosten von Helligkeit und Energiebilanz oder eine potenzielle Gefahrenquelle bei Sturm entstehen“, rät Sven Haustein.

Bauweise, Wärmedämmung und Fassadenanstrich: Weitsicht beim Bau               

Der sommerliche Hitzeschutz beeinflusst auch die Gebäudegestaltung. So sollte bei der Zimmeranordnung bedacht werden, dass manche Räume, beispielsweise die Küche, durch ihre Nutzung Wärme erzeugen. Noch wichtiger ist aber, die Erwärmung von außen zu verringern. Dabei hilft die Dämmung. „Was im Winter Raumwärme bewahrt, schützt auch im Sommer in umgekehrter Richtung. Und je schwerer die Dämmstoffe, z. B. Holzfasern oder Steinwolle, umso stärker der Effekt im Sommer“, so der Architekt. Mineralische Baustoffe wie Beton oder Mauerwerk aus Kalksandstein oder Vollziegeln fungieren bei Hitze hervorragend, weil sie Wärme speichern und die Erhitzung der Räume verzögern. Stahl und Glas erhitzen sich dagegen stark und geben Wärme ins Innere ab.

Auch die Fassadenfarbe wirkt sich auf die Temperaturen im Hausinneren aus: Eine helle Fassade reflektiert das Sonnenlicht stärker und nimmt weniger Wärme auf. Dasselbe gilt für helle Dächer. Jedoch lassen die Bauvorschriften oft keine hellen Dachdeckungen zu. Alternativ kann die Temperatur mit Solarkollektoren oder einer Dachbegrünung gemindert werden.

Bepflanzung: Natürliche Klimaanlage sorgt für Abkühlung              

Fassaden- und Dachbegrünungen wirken sich positiv auf das Mikroklima rund um das Gebäude aus: Sie spenden Schatten, tragen durch Verdunstung zur Kühlung im Innern bei und erhöhen die Luftfeuchtigkeit. Die Fassadenbepflanzung schützt außerdem vor Schmutz, Witterung, UV-Strahlung und Schall. Für den Garten gilt: Besser möglichst natürlich mit hitzetauglichen Bäumen, Sträuchern und Beeten gestaltet als versiegelte Flächen oder Steingärten. Einen ebenso großen Kühlungseffekt haben Wasserstellen. „Bei der Dachbegrünung ist Fachwissen gefragt: Denn das Gewicht der Erde, die Pflanzen und Regenwasser können die Hausstatik beeinflussen und zu Abdichtungsproblemen führen“, betont Haustein.

Fenster: Potenzielle Einfallstore für Wärme geschickt positionieren               

Um zu verhindern, dass Hitze durch die Fenster ins Haus gelangt, empfiehlt sich ein angemessener Fensterflächenanteil. Entscheidend ist dabei das richtige Verhältnis von Tageslicht zu eintretender Wärme. In jedem Fall sollte auf große Fronten verzichtet werden. „Viel Fensterfläche in Richtung Süden löst einen hohen Energieeintrag aus. Was im Winter von Vorteil ist, muss im Sommer vor der dann höher stehenden Sonne geschützt werden“, weiß der Schwäbisch Hall-Experte.

Je nach Qualität des Fensterglases dringt mehr oder weniger Energie durch die Glasflächen. Glas ohne Beschichtung lässt etwa 85 Prozent der eingestrahlten Energie ins Innere. Beschichtetes Glas und zwei- oder dreifach verglaste Scheiben reflektieren stärker. Größe, Position, Anzahl und Art der Fenster sollten Bauherren zusammen mit Verschattungselementen, die an die Himmelsrichtung angepasst sind, planen.

Verschattung: Besser außen statt innen                 

Außen angebrachte Verschattungsvorrichtungen sind effektiver als ein Blendschutz im Innern, denn so trifft die Sonneneinstrahlung nicht direkt auf das Fensterglas. Innen installierte Elemente wie Jalousien, Rollos, Plissees oder Vorhänge halten zwar grundsätzlich weniger Wärme ab, sorgen aber immer noch für eine Wärmereduktion von bis zu 30 Prozent. Auch getönte Fensterscheiben und Sonnenschutzfolien können Abhilfe schaffen. Der Haken: Im Herbst und Winter bleibt es im Inneren dunkler. Dasselbe gilt für Vordächer. Eine bessere Alternative sind flexible Verschattungselemente wie Rollläden, Markisen, Raffstores oder Sonnensegel. „Bei andauernder Hitze erhöht die klimagerechte Gebäudeplanung oder eine nachträgliche Sanierung den Wohnkomfort erheblich. Darüber hinaus ist es kostengünstiger und umweltschonender, bauliche Vorkehrungen gegen eine starke Erwärmung des Gebäudes zu treffen als mit einer Klimaanlage gegen die bereits entstandene Hitze vorzugehen“, fasst Haustein zusammen

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