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Montag, Mai 6, 2024

Lebensretter für mehr als 5.000 Patienten

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Der Wunsch der Regensburger Transplantationsmediziner zum runden Jubiläum ihrer Einrichtung: eine höhere Bereitschaft zur Organspende

Regensburg (obx) – Beeindruckende Bilanz: Eine Organtransplantation ist für schwer erkrankte Menschen oft die letzte Hoffnung. Mehr als 5.000 Menschen konnten die Spezialisten des Universitätsklinikums Regensburg bereits mit einem Spenderorgan das Leben retten. Jetzt feiert das Universitäre Transplantationszentrum sein 25-jähriges Bestehen. Was das Jubiläum trübt: Allein in Regensburg warten derzeit fast 600 Patienten des Klinikums auf ein neues Organ – bundesweit sind es über 11.000 Menschen.

Seit 1995 kümmert sich das Universitäre Transplantationszentrum des Universitätsklinikums Regensburg um Patienten, deren eigene Organe versagen. Spezialisiert ist es auf Stammzellübertragungen und auf die Verpflanzung aller Organe mit Ausnahme von Lungen. Insgesamt haben Mediziner dort in den vergangenen 25 Jahren über 900 Lebern, fast 1.300 Nieren, 271 Herzen und 98 Bauchspeicheldrüsen transplantiert und bei über 3.200 Patienten Stammzellübertragungen vorgenommen. 

Regensburger Patienten haben den Vorteil, dass die Transplantationsmedizin einer der erklärten Forschungsschwerpunkte der Fakultät für Medizin ist: Von der Grundlagenforschung bis hin zu klinischen Studien tun Mediziner und Wissenschaftler alles, um das Überleben und die Lebensqualität nach einer Transplantation kontinuierlich zu verbessern. Das Universitäre Transplantationszentrum Regensburg vereint allein als Kernteam neun medizinische Fachrichtungen, die in Diagnose, Therapie und Nachsorge eng zusammenarbeiten. 
„Vielen Menschen konnten wir helfen, und doch bleibt es eine große Herausforderung, all jenen zu helfen, die nur mit einer Organ- oder Stammzelltransplantation weiterleben können“, sagte Professor Dr. Bernhard Banas, Leiter des Universitären Transplantationszentrums Regensburg sowie Leiter der Abteilung für Nephrologie des Klinikums anlässlich des Jubiläums. Das Zentrum sei heute ein überregional sichtbarer, geschätzter und modernen Standort für Organ- und Stammzelltransplantationen, so Professor Dr. Oliver Kölbl, Ärztlicher Direktor des UKR. Unter anderem als einziges Transplantationszentrum für die Lebern von Kindern in Bayern habe es Bedeutung weit über die Region hinaus. „Sie schenken Menschen Hoffnung und Perspektiven für einen Neustart ins Leben“, würdigte Bayerns Wissenschaftsminister Bernd Sibler.
Was die Regensburger Mediziner als besonderen Erfolg sehen: „Wir haben es trotz der Coronavirus-Pandemie geschafft, die Organspende und Transplantationsmedizin immer offen zu halten. Wir können Tag und Nacht transplantieren, wenn passende Spenderorgane zur Verfügung stehen“, sagt Professor Banas. Sorgen bereitet ihm, dass seit Beginn der Pandemie die Spenderzahlen deutlich rückläufig sind. „Dabei haben wir viele Patienten, die dringendst auf ein passendes Organ warten“, so Banas. Fast 600 Patienten allein in Regensburg stehen aktuell aktiv auf der Eurotransplant-Warteliste, deutschlandweit sind es über 11.000. Für viele sind die Wartezeiten zu lang. „Leider muss davon ausgegangen werden, dass nur zwei Drittel der Wartelistenpatienten die lebensrettende Transplantation erreicht“, ergänzt der Leiter des Zentrums. Deutschlandweit verstirbt etwa alle vier Stunden ein Wartelistenpatient vor Organtransplantation.

Professor Banas“ ernüchterndes Fazit: „Wir haben noch lange nicht das Niveau an Spendebereitschaft erreicht, das notwendig ist, um möglichst allen Patienten helfen zu können.“  Nachhaltige Verbesserungen erwartet der Transplantationsmediziner mit einer Widerspruchsregelung zur Organspende, nach der jeder Mensch nach seinem Tod als potentieller Organspender in Betracht gezogen würde. Im Gegensatz zur großen Mehrzahl aller Länder in Europa konnte sich in Deutschland eine solche Regelung jedoch bisher nicht durchsetzen. „Die Spenderzahlen bei unseren europäischen Nachbarn sind dank einer solchen Widerspruchsregelung drei- bis fünfmal höher“, weiß er. Deshalb bleibe in Deutschland nur der Appell: „Jeder möge sich zu gesunden Zeiten aktiv Gedanken über seine Organspendebereitschaft machen und diese auch mitteilen. Überlassen wir es im Fall der Fälle nicht unseren Angehörigen, eine solche Entscheidung für uns treffen zu müssen.“ 

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