Aktuelle Studie der Hear the World Foundation zeigt Wissenslücken rund um die Themen Hören und Hörverlust sowie mögliche Folgen für unser Gehör Stäfa, Schweiz (9. Februar 2016) – Viele deutsche Jugendliche und junge Erwachsene riskieren oftmals leichtfertig einen Hörverlust: 36 % hören täglich mindestens eine Stunde Musik über Kopfhörer, 18 % sehr laut bzw. bei maximaler Lautstärke. Diese und weitere spannende Einblicke in unser Hörverhalten liefert die internationale Studie „So hört die Welt“ der Hear the World Foundation. Dazu zählt auch, dass 91 % der befragten Deutschen angeben, dass ihnen gutes Hören wichtig ist – sich allerdings 50 % nie vor Alltagslärm schützen. Mögliche Gründe dafür? Nur 49 % wissen, dass Hörverlust irreversibel ist: eine gefährliche Wissenslücke für unser Gehör.
Das Gehör ist das leistungsfähigste, aber auch empfindlichste Sinnesorgan des Menschen. Es ist 24 Stunden am Tag im Einsatz und hat großen Einfluss auf unsere körperliche und seelische Gesundheit. Dennoch wird seine Bedeutung in unserer modernen visuell geprägten Welt oft unterschätzt. Die Hear the World Foundation nimmt sich mit der internationalen Studie „So hört die Welt“ dieser Thematik an und beleuchtet unser Hörverhalten und Wissen rund um die Themen Hören und Hörverlust. (1)
Die wichtigsten Fakten im Überblick:
. 36 % der befragten deutschen Jugendlichen und jungen Erwachsenen
(16-24 Jahre) hören mindestens eine Stunde täglich Musik über Kopfhörer, 13 % mindestens zwei Stunden. Spitzenreiter sind hier junge Brasilianer, von denen 64 % mindestens eine Stunde und 18 % sogar mindestens vier Stunden täglich Musik über Kopfhörer hören.
. 18 % der befragten deutschen Jugendlichen und jungen Erwachsenen
(16-24 Jahre) setzen ihr Gehör aufs Spiel, indem sie sehr laut bzw. bei maximaler Lautstärke Musik über Kopfhörer hören. Hier siegt mit zunehmendem Alter die Vernunft: Bei den 25- bis 34-jährigen Deutschen sind es 13 %, die sehr laut bzw. bei maximaler Lautstärke hören, bei den 35- bis 55-Jährigen sind es noch 3 %. Damit liegt Deutschland an der Spitze, gefolgt von Brasilien. 16 % der Jugendlichen und jungen Erwachsenen (16-24 Jahre) geben dort an, Musik über Kopfhörer sehr laut bzw. bei maximaler Lautstärke zu hören.
. Nur 15 % der befragten Deutschen geben an, dass sie ihr Gehör
immer vor Alltagslärm (u.a. Verkehrs-, Flug- und Baustellenlärm) schützen, indem sie beispielsweise Ohrstöpsel tragen oder sich die Ohren zuhalten. 36 % der Befragten tun dies manchmal und 50 % nie.
. Für 54 % der befragten Deutschen ist gutes Hören sehr wichtig,
für 37 % ist es wichtig. Im internationalen Vergleich haben hier die Brasilianer eindeutig die Nase vorne: 86 % geben an, dass für sie gutes Hören sehr wichtig ist – ein deutlicher Widerspruch zu ihrem Hörverhalten.
. Nur 49 % der befragten Deutschen wissen, dass Hörverlust
irreversibel ist. Am wenigsten Bewusstsein gibt es hier in China, wo nur 14 % der Befragten wissen, dass zerstörte Haarsinneszellen im Innenohr irreparabel sind.
. Generell gibt es eine große Verunsicherung, ob Hörverlust nur
alte Menschen oder alle Altersgruppen betrifft. So gehen 15 % der befragten Deutschen davon aus, dass Hörverlust ein Altersphänomen ist, 28 % geben an, dass Hörverlust alle betreffen kann. Tatsache ist, dass der Alterungsprozess die häufigste Ursache von Hörverlust ist – im Alter von rund 80 Jahren leidet über die Hälfte der Menschen an Hörverlust.
Die zweithäufigste Ursache für Hörverlust ist bereits Lärm im Alltag, vor dem man sich durchaus schützen kann.
„Für mich eine zentrale Erkenntnis der Studie: Es gibt einen direkten Zusammenhang zwischen dem Wissen rund um die Themen Hören und Hörverlust und dem persönlichen Hörverhalten. Die Tatsache, dass vielen Menschen nicht bewusst ist, dass Lärm ihr Gehör irreparabel schädigen kann, erklärt den oftmals fahrlässigen Umgang mit Alltagslärm. Zu lautes Musikhören über Kopfhörer ist der Hauptgrund, dass besonders die Zahl der Jugendlichen, die von Hörverlust betroffen sind, in den letzten Jahren deutlich gestiegen ist. Deshalb ist es so wichtig, Aufklärungsarbeit zu leisten, um das Wissen und das Bewusstsein rund um unser Gehör zu verbessern“, erläutert Prof. Dr. Annette Limberger vom Studiengang Hörakustik an der Hochschule Aalen.
Wichtige Tipps zum Schutz des Gehörs:
. Nicht zu laut aufdrehen: Ein Lärmpegel unter 85 dB gilt als sicher für unser Gehör. Wenn man Musik über Audio-Geräte hört, die Lautstärke auf nicht mehr als 60 % des Maximalvolumens aufdrehen.
. Musik über Kopfhörer hören, die gut sitzen und die Umgebungsgeräusche ausblenden. So kann man Musik in lauter Umgebung auch bei niedrigeren Lautstärken genießen.
. Bei Konzerten, in Diskos und anderen lauten Umgebungen Ohrstöpsel tragen. Diese können den Lärmpegel um 5 bis 45 dB reduzieren.
. Smartphone Apps nutzen, mit denen sich der Umgebungslärm messen lässt.
. Zur Regeneration bewusst akustische Pausen einlegen und alle Lärmquellen ausschalten.
. Das Gehör regelmäßig durch einen Spezialisten überprüfen lassen.
(1) Für die Studie „So hört die Welt“ hat das Marktforschungsinstitut Research Now von September bis November 2015 je 1.000 Menschen in Deutschland, der Schweiz, USA, Brasilien und China im Alter von 16 bis 55 Jahren befragt.
Weitere Informationen zur Studie und zu den Themen Hören und Hörverlust findet man auf www.hear-the-world.com.
(Pressemitteilung v. 9. Februar 2016)