Auf den Spuren bekannter Schriftsteller in Graal-Müritz
(djd). Wie entspannend es ist, den Wellen zu lauschen. Wie inspirierend ein Spaziergang am langen weißen Sandstrand wirkt. Und wie gut die frische Luft in den angrenzenden Wäldern tut – das wussten auch berühmte Künstler zu schätzen, die das Ostseeheilbad Graal-Müritz einst zu einer Hochburg der Literaten machten. An keinem anderen Ort der deutschen Ostseeküste haben so viele Schriftsteller Ruhe, Muße und Anregungen gefunden wie hier, in dem mecklenburgischen Seeheilbad zwischen Rostock und der Halbinsel Fischland-Darß-Zingst. Heutige Besucher können ihren Wegen folgen, auf literarischen Führungen oder auf eigene Faust mit dem Faltblatt „Auf den Spuren von Schriftstellern in Graal-Müritz“. Ein Rundgang führt zu historischen Schauplätzen und Infotafeln, die von den Künstlern berichten und sie zitieren. So schrieb Alfred Kerr 1915: „Scheint mir das schönste Ostseefleckchen – hier will ich bleiben.“
Geschichten und Anekdoten
Zahlreiche Geschichten und Anekdoten ranken sich um die berühmten Urlaubsgäste und ihre Werke, einige sind auch unter www.graal-mueritz.de nachzulesen. So erlebte Erich Kästner als Jugendlicher seine Sommerferien in Müritz und setzte dem Ort mit seinem Buch „Emil und die drei Zwillinge“ ein literarisches Denkmal. Walter Kempowski beschrieb im Roman „Aus großer Zeit“ die Verlobung seiner Eltern, die sich auf der Graaler Seebrücke kennengelernt hatten. Hans Fallada verbrachte hier vier aufeinanderfolgende Sommer. Und Franz Kafka lernte in Müritz seine letzte große Liebe kennen, Dora Diamant – vor genau hundert Jahren. Das Jubiläum wird vom 12. bis 18. Juni 2023 mit einer Literaturwoche gefeiert: „100 Jahre Kafka in Graal-Müritz“.
Der heitere Kafka
„Franz Kafka ist als Autor von düsteren Werken bekannt, aber in Graal-Müritz zeigte er sich von seiner heiteren Seite“, weiß Wolf-Detlef Schulz. Der Heimatforscher hat genau rekonstruiert, wie Kafka von seiner Ferienpension auf das Erholungsheim geblickt hat, wo die junge Dora Diamant als Wirtschafterin arbeitete: „Es ist verbrieft, dass er sie zuerst durchs Fenster gesehen und dann auf der Treppe angesprochen hat.“ Aus beiden Häusern konnten originale Ausstattungsstücke gerettet werden, die teils im Heimatmuseum zu sehen sind. Dazu zählen Geschirr und Besteck und als größter Clou: die Treppe. In Graal-Müritz sah sich der lungenkranke Franz Kafka „vor der Schwelle zum Glück“. Und nach seinem frühen Tod schrieb Dora Diamant über die gemeinsame Zeit an der Ostsee: „Kafka war immer heiter“. Die bewegende Geschichte der beiden wird auch in einem Dokumentarfilm über Kafkas letzte Liebe nacherlebbar, vor Ort gedreht vom preisgekrönten Regisseur Matthias Kopfmüller.