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Freitag, April 19, 2024

„Hinterglasmuseum“ – die neue Heimat der Raimundsreuter Hinterglasmalerei

Lesestoff

Eröffnung in Schönbrunn am Lusen mit Staatsminister Bernd Sibler

Schönbrunn am Lusen. Ein Teil des alten Schulhauses in Schönbrunn am Lusen bietet nun der Raimundsreuter Hinterglasmalerei eine neue Heimatstätte. Das Logo am Haus sowie eine Figur in einem Schaufenster, die einen Hinterglasmaler darstellt, weist nun direkt darauf hin.

In Zeiten von Corona bekam selbst die Figur einen Mundschutz verpasst. Übrigens ist das Logo eine stilisierte „Anna Selbdritt“. Diese Darstellung der Heiligen Anna mit ihrer Tochter Maria und dem Jesuskind steht quasi im Mittelpunkt der Hinterglasmalerei. Das liegt darin begründet, dass ihre Entstehung mit dem Pilgern verbunden ist und insbesondere mit der Kreuzberger St. Anna Wallfahrt. Diese ist die älteste in Deutschland, mit bis zu 60.000 Pilgern jährlich. Die meisten Leute konnten damals nicht lesen, und so waren die Hinterglasbilder nicht nur eine Devotionalie, sondern auch ein Kommunikationsmittel ihrer Zeit. Rund 40.000 Bilder sollen damals angefertigt worden sein. Die Säkularisation 1803 bedeutete das Aus für die Wahllfahrt und damit auch das Ende der Raimundsreuter Hinterglasmalerei. Josefine Nußhart, eine Neuraimundsreuterin, entdeckte diese Malerei neu. Sie sammelte, was sie noch an Bildern auftreiben konnte und eröffnete 2004 in einer Stube ihres Wohnhauses ein kleines Museum. Nur wurde mit der Zeit der Platz zu klein dafür. Nach jahrelanger Suche kam sie gemeinsam mit dem zwischenzeitlich existierenden Förderverein auf das Schulhaus in Schönbrunn am Lusen. Die Kosten dort, das Museum einzurichten, wurden zum überwiegenden Teil von der EU getragen – dies über ein Förderprojekt mit der tschechischen Gemeinde Kvilda. Letztere war ebenfalls ein Standort der Hinterglasmalerei.

Einige der Hinterglasbilder im Museum (Foto: MuW/r.demont)

Hohenaus Bürgermeister Josef Gais bezeichnete bei der Eröffnung am vergangenen Freitag das Museum als Lebenswerk von Josefine Nußhart. Altbürgermeister Eduard Schmid war eine weitere treibende Kraft, die zu seiner Amtszeit das Museum vorantrieb. Selbst Kultusminister Bernd Sibler ließ es sich nicht nehmen, bei dieser Eröffnung anwesend zu sein. Er übernahm gemeinsam mit Frau Nußhart das Durchschneiden des Blauen Bandes am Eingang zum Museum. In seiner Laudatio sprach er dann davon, dass dieses Projekt von historischem Bewusstsein, Heimatverbundenheit und Weitblick zeige. Er verwies auch auf die große wirtschaftliche Bedeutung der Hinterglasmalerei für Raimundsreut.

Der ‚Hinterglasmaler‘ (Figur) – Foto: MuW/r.demont)

Landrat Sebastian Gruber bezeichnete in seinem Grußwort das Museum als neue Kostbarkeit im Landkreis Freyung-Grafenau. Natürlich fehlte bei der Eröffnung der kirchliche Segen nicht; und zwar durch Pfarrer David Savarimuthu. Neben dem Museum konnte dieser gleich ein Glaskreuz sowie ein Hinterglasbild segnen. Letzteres hat eine Künstlerin extra für die Eröffnung angefertigt. Das Bild zeigt die Heilige Corona.

Kultusminister Bernd Sibler bei seiner Ansprache (Foto: MuW/r.demont)

Anschließend erfolgte ein Museumsrundgang, angeführt durch die Projektleiterin Alexandra von Poschinger – sehr erwähnenswert dabei der Zeittunnel. Dieser führt von 2020 dreihundert Jahre zurück in die Hochzeit der Hinterglasmalerei. Technische Gerätschaften der jeweiligen Epochen illustrieren diese kleine Zeitreise. Neben 115 Hinterglasbildern, die hier eine neue Heimat gefunden haben, kann man auf den 250 Quadratmetern Museumsfläche viel Wissenswertes rund um die Hinterglasmalerei erfahren.

Pfarrer Davis Savarimuthu mit Sigrid Schneider und Gertraud Mader bei der Segnung (Foto: MuW/r.demont)
Der Zeittunnel (Foto: MuW/r.demont)
Das neue Museumsgebäude (Foto: MuW/r.demont)
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