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Dienstag, März 19, 2024

Wenn der Wald ruft

Lesestoff

Warum die Natur gerade für die heutige Gesellschaft so wichtig ist

Überall sieht man sie: auf der Straße, im Restaurant, im Bus und meist auch in den eigenen vier Wänden: Menschen, die in ihr Smartphone starren. Einen Großteil unserer Zeit verbringen wir mittlerweile in der digitalen Welt – eine erschreckende Entwicklung, wenn man bedenkt, wie schön es in der realen Welt sein kann und wir unser Leben eigentlich dort genießen sollten. 

Wer seine wöchentliche Bildschirmzeit ansieht, stellt oft mit Schrecken fest, wieviel Zeit wir pro Tag online verbringen. Auf jeden Fall viel zu viel. Darunter leidet nicht nur unsere mentale Gesundheit, sondern oft auch unsere  körperliche Verfassung. Jeder kann sich mit seinem Smartphone stundenlang allein beschäftigen und muss sich dafür keinen Millimeter bewegen. Dabei tut es nachweislich gut, sich raus in die Natur zu begeben – gerade jetzt im Frühling.

Sich bewusst Auszeiten schaffen

Ob im Wald, in den Bergen oder am Wasser: eine Wanderung oder ein Spaziergang in der Natur wirkt sich positiv auf unsere Psyche aus. Forscher haben herausgefunden, dass die Natur wie Medizin für unseren Körper ist. Blutdruck und Puls sinken und auch das Stresshormon Cortisol verringert sich. Die Natur entspannt uns – und das bereits nach wenigen Minuten! Zudem verbessert ein Aufenthalt im Grünen unsere Konzentration und hebt die Stimmung. Bei einem Spaziergang im Wald kann unser Geist durch die angenehme Stille abschalten und sich auf neue Reize einlassen: wie beispielsweise den Gesang der Vögel, den guten Duft des Waldes, die ersten hervorsprießenden Blumen und vieles mehr. Bäume produzieren nicht nur jede Menge Sauerstoff, sondern auch ätherische Öle. Zudem soll laut Farbpsychologie die grüne Farbe die Nerven beruhigen und das Immunsystem stimulieren. Ein Aufenthalt in der Natur ist somit eine kostenlose „Frischluftkur“, die jeder in Form von kleinen, bewusst geplanten Spaziergängen in den Alltag integrieren kann. Hierfür muss man keine langen Wege in Kauf nehmen, es genügt ein Abstecher in den nächstgelegenen Wald oder Stadtpark. 

Waldbaden

Bei uns im Bayerischen Wald wissen vermutlich die meisten um die Schönheit und den Wert der Natur. Wir leben schließlich in der Idylle – auch wenn wir das ab und zu aus den Augen verlieren. Doch wer sich intensiver mit diesem Thema beschäftigen möchte, kann sich einmal näher mit der Methode des „Waldbadens“ auseinandersetzen. Dieser Ansatz hat seinen Ursprung in Japan. „Shinrin-Yoku“, japanisch für „Baden im Wald“, wird dort als Bestandteil eines gesunden Lebensstils angesehen. Das japanische Forstministerium hat diesen Begriff im Jahr 1982 geprägt. Dass die Japaner die Bedeutung des Waldes bereits vor Jahrzehnten erkannt haben, merkt man auch daran, dass an japanischen Universitäten die „Waldmedizin“ ein anerkanntes Forschungsgebiet ist. Waldbaden hat sich in Japan bereits als Teil der Gesundheitsvorsorge etabliert. 

Doch was versteht man eigentlich unter Waldbaden? Im Wesentlichen geht es darum, seine Sinne zu öffnen und die eigene Wahrnehmung für den  Wald und seine zahlreichen Details zu schärfen. Erlaubt ist alles, was einen der Natur näher bringt. Ohne Zeitdruck wird durch langsames Streifen durch den Wald alles bewusst wahrgenommen: der Wind, der Geruch von feuchtem Moos, das Betrachten der verschiedenen Farben, ein Streichen über die Baumrinde. Jeder sollte das tun, wonach ihm gerade ist – auch eine Meditation ist möglich. Wer all dies lieber unter Anleitung erfahren möchte: bei uns in der Region werden zahlreiche Waldbadekurse angeboten. Achtsamkeitstrainer Thomas Müller leitet beispielsweise Waldbadekurse in Bad Füssing. „Waldbaden ist als eine Art  meditativer Spaziergang mit verschiedenen sanften Übungen im Wald zu verstehen. Jedes Waldbaden ist individuell, ich orientiere mich bei jedem Kurs aufs Neue an der Gruppe und am „Gastgeber“ Wald“, erklärt Müller. „Ich liebe es, wenn die Teilnehmer von der „Heilkraft des Waldes“ überrascht sind. Besonders schön ist es, wenn Menschen dies nicht nur in der Theorie erfahren, sondern mit ihren ganzen Sinnen erleben wollen. Deshalb freue mich immer, wenn nach einem Waldbaden die Gesichter strahlen – was eigentlich immer der Fall ist.“

Hätten Sie‘s gewusst?

Wenn Sie nun Lust bekommen haben, sich raus in den Wald zu begeben, können Sie einmal Folgendes ausprobieren. Peter Wohlleben, Förster und Autor des Buchs „Das geheime Leben der Bäume“ hat verraten: Wenn man bei wärmeren Temperaturen (mindestens 5 Grad) sein Ohr an den Stamm des Baumes legt und es ganz ruhig ist, hört man das Wasser in den Stamm hinein rauschen. „Die Bäume pumpen sich dann gerade auf“, so Wohlleben. Zudem verrät er eine weitere Kuriosität: Wenn es viel regnet, kann es am Stamm zu Schaumbildung kommen. Der Baum wäscht sich dann sozusagen selbst. Untersuchungen dieses Schaums haben darin tatsächlich Seifenreste nachgewiesen.

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