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Samstag, April 20, 2024

Unternehmer-Ideen für gezielte Zuwanderung

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Thyracont-Gründer und Geschäftsführer schildern FDP-Abgeordneten Al-Halak und Muthmann ihre Erfahrungen – Hoffnung auf Ampel-Koalition

Passau / Grafenau. Ein mittelständisches Unternehmen wie die Thyracont Vacuum Instruments GmbH im Passauer Stadtteil Haidenhof braucht gezielte Zuwanderung, um auch in Zukunft auf dem weltweiten Markt erfolgreich zu sein. Das war die Botschaft, die Gründer und geschäftsführender Gesellschafter Heinz Plöchinger und Geschäftsführer Frank P. Salzberger dem neu gewählten FDP-Bundestagsabgeordneten Muhanad Al-Halak aus Grafenau kürzlich bei seinem Besuch in der Firma mit auf den Weg gaben.

Plöchinger hatte ihn und den FDP-Landtagsabgeordneten Alexander Muthmann eingeladen, um den beiden Politikern zu schildern, von welchen Zufällen es teilweise abhängt, um Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter mit Migrationshintergrund beschäftigen zu können. Oft seien es Empfehlungen von Kollegen oder Nachbarn. „Wir brauchen hochspezialisierte Elektroniker aus dem Ausland genauso wie Handwerker und ungelernte Kräfte für spezielle Handgriffe in der Elektromontage“, berichtete Frank P. Salzberger.

Der Koalitionsvertrag der Ampel-Regierung in Berlin sieht vor, gezielte Zuwanderung zu erleichtern, wie es die Thyracont-Chefs verlangen, lautete die Antwort von Muhanad Al-Halak. Bis zu seiner Wahl in den Bundestag im Herbst 2021 hatte er als Abwassermeister der Stadt Grafenau gearbeitet und sagt deshalb: „Der mensch fängt nicht beim Akademiker an!“ Als Flüchtlingskind aus dem Irak weiß er auch, was es bedeutet, die Sprache des Zufluchtlandes erst nach einer längeren Wartezeit lernen und auch arbeiten zu dürfen. Die neue Regierung aber denke um. Es soll ein Neuanfang gestaltet werden, der einem modernen Einwanderungsland gerecht wird, zitierte Al-Halak aus dem Koalitionsvertrag. Geplant sei unter anderem ein Punktesystem, mit dem Bewerber aus dem Ausland eingestuft werden sollen und das sich am kanadischen Modell orientiere. „Integration muss schneller gehen“, sagte der Bundestagsabgeordnete Al-Halak.

Heinz Plöchinger, der aus der Gemeinde Mauth stammt, wünscht sich die Goethe-Institute im Ausland als Vermittlungsstellen für Menschen, die in Deutschland Arbeit suchen. Dort sollten alle Fäden zusammenlaufen: mit Informationen, welche Arbeitskräfte wo gebraucht werden, mit fachlichen und sprachlichen Vorbereitungen. Dafür müssten die Goethe-Institute personell entsprechend verstärkt werden. Plöchinger sieht auch kein Problem darin, wenn ausländische Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter nach ein paar Jahren in Deutschland wieder in ihre Heimat zurückkehren. „Sie sind auch dann als Multiplikatoren für unsere Wirtschaft und unsere Produkte ein Gewinn“, ist der Thyracont-Gründer überzeugt.

Geschäftsführer Frank P. Salzberger, Physiker von Beruf und seit über 25 Jahren bei Thyracont, schilderte in dem Gespräch mit MdB Al-Halak und MdL Muthmann die Mitarbeiterstruktur. Thyracont hat 42 Beschäftigte, ein Drittel davon mit Migrationshintergrund. Dazu zählen zum Beispiel Menschen aus Kroatien, die firmenintern den Aufstieg schafften. Eine junge Frau aus Ex-Jugoslawien habe als Produktionshelferin angefangen und arbeite inzwischen erfolgreich im Marketing. Eine andere Mitarbeiterin sei in den 1990er Jahren als Aussiedlerin nach Passau gekommen, habe zunächst in der Elektronikmontage gearbeitet und inzwischen eine Ausbildung zur Elektronikerin absolviert. „Man muss die Leute finden und sie fördern“, schilderte Salzberger die Vorgehensweise von Thyracont. Eine Änderung bei den politischen Vorgaben würde vieles vereinfachen, ist der Geschäftsführer überzeugt.

MdL Alexander Muthmann machte eine Schilderung von Frank P. Salzberger sehr nachdenklich. Ein Physikerkollege aus Israel musste 1990 das Land verlassen, weil seine Arbeitserlaubnis an die Firma in Passau gebunden war, die Konkurs anmelden musste. Inzwischen sei er als Gastprofessor wieder zurück. „Wir haben Talente gehen lassen“, folgerte Muthmann. Ihm und seinem Bundestagsabgeordneten Muhanad Al-Halak ist es ein Anliegen, dass in Zukunft viel mehr Menschen aus dem Ausland hier eine Chance haben – auch aus der Einsicht heraus, dass Deutschland diese Zuwanderer braucht.

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