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Donnerstag, April 25, 2024

„Schüler und Eltern brauchen eine Perspektive“

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Schulleiterin Gabriele Weikl und Bürgermeister Andreas Kroner befürworten Modellprojekt zur Schulöffnung mit Gurgeltests

Regen. Gabriele Weikl, die Leiterin der Grundschule Regen, hatte sich bereits vor Wochen mit ihrer Schule beworben, am Modellprojekt zur Schulöffnung mittels Gurgeltests teilzunehmen. Doch wie sie wartet auch der Initiator, Bezirkstagspräsident Dr. Olaf Heinrich, immer noch auf die Genehmigung von Seiten der Staatsregierung.

Nun besuchte Olaf Heinrich die Schule in Regen, um sich vor Ort ein Bild von den bisherigen Schnelltests und der Situation der Schüler, Eltern und Lehrer zu machen. Das Fazit von Schulleiterin Gabriele Weikl und Bürgermeister Andreas Kroner: „Wir brauchen endlich eine Perspektive.“ Damit meinen sie die gesamte Schulfamilie, insbesondere aber die Kinder. Fünfmal so hoch wie normal seien die Anfragen für den mobilen sozialpädagogischen Dienst der Schule und ebenso fünfmal so hoch wie sonst sei das Interesse an freiwilligen Wiederholungen der Jahrgangsstufe. „Die Lehrer sehen, wie ihnen die Schüler entgleiten. Sie resignieren, fragen schon gar nicht mehr danach, wann sie wieder einmal in die Schule gehen dürfen“, berichtet Gabriele Weikl. Die Eltern seien müde und verzweifelt. Und alle wünschen sich nur eins: Dass Schule wieder in normaler Form stattfinden kann. „Die heutige Entscheidung der Bayerischen Staatsregierung, die Grundschulen bis zu einer Inzidenz von 165 zu öffnen, ist ein Lichtblick, dennoch muss parallel daran gearbeitet werden, dass auch die weiterführenden Schulen zeitnah geöffnet werden“, betont Bezirkstagspräsident Heinrich. „Denn alle wünschen sich nur eins: Dass Schule wieder in normaler Form stattfinden kann.“

Einigermaßen normal läuft es im Moment nur für die vierten Klassen. Da man auf den Faltersaal ausweichen konnte, ist es möglich, alle vier vierten Klassen in Präsenz zu beschulen. In der Notbetreuung sind derzeit rund 25 Kinder. Doch die Grundschule Regen zählt insgesamt fast 300 Schüler in 14 Klassen. Einer von ihnen ist auch der siebenjährige Sohn von Bürgermeister Andreas Kroner, der deshalb auch als Vater sagen kann: „Es ist eine Katastrophe.“  Deshalb sei seiner Meinung nach „jeder Tag mit Schule ein guter Tag“.

Olaf Heinrich wollte wissen, wie die Akzeptanz der Eltern in Sachen Testungen derzeit sei und wie Gabriele Weikl die Bereitschaft der Eltern einschätze, an den Pooling-Testungen per Gurgelprobe teilzunehmen. „Anfangs gab es viele Ängste und Widerstände, die wir aber durch Information und Aufklärung schnell entkräften konnten. Ein paar Eltern gibt es aber noch, die pauschal dagegen sind“, so Weikl. Allerdings räumt sie ein, dass ihrer Ansicht nach die Genauigkeit der Tests nachlasse. „Zu Beginn war es für die Kinder ein Highlight. Sie haben akribisch das Stäbchen in der Nase gedreht und die Tropfen gezählt. Mit der Routine aber schleichen sich Ungenauigkeiten ein. Und der Lehrer kann nicht im Detail kontrollieren, ob alle die Tests auch exakt durchführen.“

Insofern wären die Gurgeltests wesentlich besser, alleine schon deshalb, weil das PCR-Testverfahren viel genauere Ergebnisse liefere. Einig sind sich alle auch darin, dass es viele verschiedene Maßnahmen braucht, um die Schule sicher zu machen. Dazu gehören auch Luftreinigungsanlagen, die man derzeit in der Schule testet. „Gerade im Winter werden wir solche brauchen, weil das häufige Lüften dann fast nicht möglich ist“, so Weikl. Während viele Eltern laut Bürgermeister Kroner mittlerweile davon ausgehen, dass heuer „eh keiner mehr in die Schule geht“, hoffen die Initiatoren der Gurgel-Studie, die in den Landkreisen Regen, Freyung-Grafenau und Passau, stattfinden soll, auf eine Schulöffnung nach den Pfingstferien. „Dann hätten wir zumindest noch ein paar Wochen Schule“, so Kroner.

Denn mit jedem Tag im Distanzunterricht wird die Situation der Kinder schwieriger. Ganz abgesehen von den Lerninhalten, die per Fernunterricht nicht annähernd so vermittelt werden können wie in Präsenz, seien es die sozialen Aspekte der Schule, die fehlen. „Die Schule ist ein geschützter Raum, hier darf man scheitern und wird aufgefangen. Dort draußen geht das später nicht. Man kann sich nichts von seinen Mitschülern abschauen – auf diese Weise lernen Kinder sonst eine ganze Menge. Die Schüler kennen keine Probensituation mehr. Wenn die Schule wieder losgeht, werden sie sich erst wieder mühsam daran gewöhnen müssen“, zählt die Pädagogin auf. Doch das wichtigste ist: „Die Kinder, die sozial und emotional ohnehin am Rand der Gesellschaft stehen, sacken noch mehr ab. Die Schere klafft weiter auseinander. Ich denke, dass 20 Prozent der Kinder mit einem enormen Schaden aus dieser Pandemie gehen werden“, schätzt Gabriele Weikl. Mit dem sehr knapp bemessenen, qualifizierten Personal der Schule könne man das später leider auch nicht mehr auffangen.

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