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Freitag, März 29, 2024

„Rechtzeitig auf geänderte Verhältnisse vorbereitet sein“

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30 Jahre Malteser Diözesangeschäftsstelle in Hacklberg

Passau. Im April 1991 wurde mit einem großen Fest und einem Tag der offenen Tür die neu erbaute Diözesangeschäftsstelle (DGS) der Malteser in der Vilshofener Str. 50 eingeweiht. 30 Jahre später blickt der damalige Diözesangeschäftsführer Josef Seibold aus Freyung auf die Ereignisse von damals zurück, durch die die sehr erfolgreiche Entwicklung der Hilfsorganisation in den vergangenen Jahrzehnten erst möglich wurde.

Josef Seibold beschreibt die Situation vor dem Umzug nach Hacklberg: „Als ich im Jahre 1977 zusammen mit Diözesanleiter Dr. med. Florian Raith die Geschicke der Malteser im Bistum Passau übernahm, waren wir drei hauptamtliche Mitarbeiter und drei Zivildienstleistende, untergebracht in zwei Büroräumen im Caritashaus im Steinweg, ferner einem Ausbildungsraum und einem Stellplatz in der Tiefgarage in der Höllgasse. Die vorhandenen fünf Fahrzeuge mussten auf dem Domplatz geparkt werden. Hier hatten wir zwar einen Stellplatz für den Krankenwagen. Doch die Parkplatzsuche der Mitarbeiter und für die übrigen Dienstfahrzeuge gestaltete sich von Tag zu Tag schwieriger, was auch des Öfteren zu Beschwerden führte. Als nun noch die Caritas ihr Haus umbaute, wurde die räumliche Situation noch enger.“

Durch den Ausbau vorhandener und den Aufbau neuer Dienste und damit immer mehr Personal, Fahrzeugen und Material platzte die DGS am Steinweg nämlich aus allen Nähten. „Die räumliche Enge in der Altstadt von Passau wurde immer unerträglicher, was die Suche nach neuen Räumlichkeiten immer dringender machte. Um dieses Vorhaben zu verwirklichen, wurde gespart“, erinnert sich der ehemalige Geschäftsführer. Nun war guter Rat teuer. Wo gab es ein geeignetes Grundstück, das die Anforderungen für eine neue Diözesangeschäftsstelle erfüllte?

Einweihung der neuen Diözesangeschäftsstelle im April 1991 (Foto: Josef Seibold)

„Eine Möglichkeit bot sich, als ich zufällig bei einer Veranstaltung neben dem damaligen Braumeister der Brauerei Hacklberg saß. Im Laufe des Gespräches kamen wir natürlich auch auf das mich persönlich sehr beschäftigende Thema, die Enge der Geschäftsräume, zu sprechen. Er sagte mir, dass in der Vilshofener Straße das Gasthaus ‚Zum Schütz’n‘ leer stünde, welches der Pächter aufgegeben habe. Es sei im Besitz des Bistums und man suche eine Verwendung.“ Das war für Josef Seibold natürlich ein Wink des Schicksals.

Es gab spezielle Anforderungen, die die neue Heimat der Malteser erfüllen musste, insbesondere auch im Hinblick auf die Rettungswache. Hier ist der Standort Hacklberg bis heute sehr gut. Ein weiterer Vorteil war und ist die gute Anbindung an die Stadtbusse. Josef Seibold zum Thema Rettungsdienst: „Im Jahr 1980 konnte durch die vertragliche Einbindung der Malteser in den Rettungszweckverband Passau der erste hauptamtliche Mitarbeiter eingestellt werden. Es war abzusehen, dass weitere Mitarbeiter notwendig werden, da die Besetzung der Rettungswache rund um die Uhr allein mit ehrenamtlichen Mitarbeitern nicht gewährleistet werden konnte. Durch den Neubau war es möglich, weitere Aufgaben zu übernehmen und die Aus- und Fortbildung von Einsatzkräften und Rettungssanitätern zu intensiveren und zu verbessern.“

Fast drei Jahrzehnte lang lenkte Josef Seibold als Diözesangeschäftsführer die Geschicke der Malteser in der Diözese Passau maßgelblich. In seine Ära fällt auch die Errichtung der Diözesangeschäftsstelle in Hacklberg (Quelle: Josef Seibold)

Ganz komplikationslos verlief das Bauvorhaben allerdings nicht: „Zwar wussten wir, dass unter dem Gebäude ein Bach verlief, aber der genaue Verlauf war nicht bekannt. Sofort nach Abriss des alten Gebäudes wurden Tiefenbohrungen vorgenommen. Leider stellte sich dabei heraus, dass die Sicherung des neuen Gebäudes nur möglich ist, wenn tiefere und stärkere Fundamente gebaut werden. Der Plan einer zweistöckigen Tiefgarage war damit nicht zu verwirklichen“, erklärt Josef Seibold.

Große Aufgaben also, die es zu bewältigen gab. Und doch konnten die Verantwortlichen, allen voran Josef Seibold, die Vision von der neuen Diözesangeschäftsstelle, die alle Anforderungen erfüllte, in die Tat umsetzen. „Nach Überwindung mehrerer Hemmnisse und Auflagen war es dann zu Beginn des Jahres 1990 so weit. Die Errichtung des neuen Büro- und Unterkunftsgebäude wurde begonnen. Nach einer Bauzeit von nur 14 Monaten, Grundsteinlegung war am 10. April 1990, wurde der Bau fertiggestellt. Der Umzug in das neue Bürogebäude erfolgte schon in der Zeit vom 20. bis 25. November. In Anwesenheit zahlreicher Ehrengäste fand die Einweihung, verbunden mit einem Tag der offenen Tür, durch unseren damaligen Bischof Franz Xaver Eder am 20. und 21. April statt“, weiß Josef Seibold noch ganz genau.

: Im Erdgeschoss des Caritas-Hauses im Steinweg 8 war rechts die Rettungswache untergebracht und links daneben Büroräume der Malteser. Im Dachgeschoss gab es ein Wohnheim für die Zivildienstleistenden (Foto: Josef Seibold)

Neben dem Bischof war bei der Einweihung auch der Bayerische Sozialminister Dr. Gebhard Glück, ein Passauer, anwesend, der die Festansprache hielt. Ebenso waren Landrat Hanns Dorfner und Oberbürgermeister Willi Schmöller dabei. In seinem Grußwort lobte der OB: „Der Einzug des Malteser Hilfsdienstes in das neue Gebäude stellt einen weiteren Höhepunkt im über 30-jährigen Wirken des MHD in Passau dar. Leider bleibt in unserer oftmals zu schnelllebigen und zu gewinnorientierten Gesellschaft das für ein gut funktionierendes Gemeinwohl erforderliche soziale Engagement auf der Strecke. Der Malteser Hilfsdienst und jeder einzelne seiner Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter trägt durch seine tatkräftige Mithilfe dazu bei, dieses Defizit auszugleichen.“

Während seiner Zeit als Geschäftsführer war Josef Seibold, und waren damit die Malteser, in vielen Dingen Vorreiter und reagierten auf sich abzeichnende Entwicklungen sehr frühzeitig. So halten sie es bis heute. Eine wegweisende, richtige Entscheidung war dabei die Errichtung der Diözesangeschäftsstelle in Hacklberg.

Josef Seibold erklärt seine Philosophie: „Für mich war es immer notwendig, rechtzeitig auf die geänderten Verhältnisse vorbereitet zu sein. Dies betrifft sowohl, auf die veränderten Gegebenheiten im Zusammenhang mit der Wiedervereinigung, als auch für die Hilfe der übrigen Länder rund um uns, richtig zu reagieren. Da vorauszusehen war, dass der Wettbewerb in den sozialen Dienstleistungen zunimmt, und auch private Mitanbieter verstärkt auftreten, war es aus meiner Sicht notwendig, sicher zu stellen, dass auch Leistungen abgedeckt werden müssen, die nicht rentabel sind. Dies betrifft insbesondre unsere sozial schwächeren, älteren Mitbürger oder die behinderten, alleinstehenden Mitmenschen. Soziale Dienste können kein Tummelplatz für Geschäftemacher sein. Leider musste ich immer wieder feststellen, das soziale Hilfsorganisationen nur eine sehr begrenzte politische Lobby haben und die Mitarbeit von Ehrenamtlichen zu wenig geschätzt und gewürdigt wird. Letzteres beginnt sich langsam zu ändern, da nicht alle notwendigen Hilfeleistungen durch bezahlte Kräfte abgedeckt oder gar finanziert werden können.“

Seit nunmehr 30 Jahren ist das Gebäude in der Vilshofener Str. 50 in Passau die Heimat der Malteser (Foto: Krenn)

27 Jahre, von 1977 bis 2004, leitete Josef Seibold als Geschäftsführer die Geschicke der Malteser in der Diözese Passau maßgeblich und stellte dabei auch die Weichen für die Zukunft. „Natürlich ist es unbedingt notwendig, all denen Dank zu sagen, welche mich durch ihr Engagement, ihre finanziellen Beiträge und ihre vielfältige Hilfe unterstützten, um diese Leistungen überhaupt erbringen zu können“, betont er. „Abschließend sage ich, dass mein Handeln und Tun – neben dem Dienst am Nächsten – unter dem Motto ‚Einmal Malteser, immer Malteser‘ stand.“

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