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Donnerstag, März 28, 2024

RC Freyung auf großer Tour

Lesestoff

Von Freyung in die Toskana geradelt

Freyung. Zwei Jahre konnte die jährliche Radfernfahrt des RC Freyung coronabedingt nicht stattfinden, umso mehr freuten sich die Teilnehmer, dass es 2022 endlich wieder auf große Tour ging. In acht Tagen fuhren elf Rennradler von Freyung knapp 1.300 km in die Toskana.

Bei idealem Radlwetter brachen die Radsportler an Fronleichnam zum ersten Etappenziel in Halfing westlich des Chiemsees auf. Die Route führte durch das Rottal und den Marienwallfahrtsort Altötting  über 188 Kilometer zum ersten Übernachtungsort. Am nächsten Morgen ging es bei beständig  schönem Wetter und umrahmt von beeindruckenden Gebirgspanoramen weiter ins Voralpenland und durch das Inntal an der Tiroler Landeshauptstadt Innsbruck vorbei bis ins 157 km entfernte Halfing, wo das 2. Quartier bezogen wurde.

Die Königsetappe erwartete die Freyunger Biker am dritten Tag ihrer Reise, als die Überquerung des Alpenhauptkammes über die in Rennradkreisen beliebte Timmelsjoch Hochalpenstraße anstand. Die Passstraße verbindet das Ötztal mit dem Südtiroler Passeiertal und führt von Sölden über 22 km permanent bergauf – teils auf anspruchsvollen Rampen mit über 10 % Steigung –  bis auf eine  Passhöhe von 2.509 m. Gut vorbereitet erreichten erwartungsgemäß alle Teilnehmer den höchsten Punkt der Tour, wobei neben der Steigung auch die für diese Höhenlage außergewöhnlich hohen Temperaturen noch erschwerend hinzukamen. Nach einer kurzen Erholung und dem Genuss des überwältigenden Gebirgspanoramas schloss sich eine 29 km lange, durch 44 Kehren führende Abfahrt an, ehe nach insgesamt 142 km mit dem Kurort Meran der dritte Übernachtungsort erreicht wurde. Spät nachmittags herrschten hier immer noch tropische 35 Grad im Schatten.

Zunächst flach führte die Fahrt am nächsten Tag weiter durch die Obst- und Weinanbaugebiete Südtirols sowie  des Trentins und vorbei am Kalterer See, ehe die Freyunger Radler die 17 km lange und steile Auffahrt zum Andalosattel zwischen der Brenta-Gruppe und dem Paganella-Massiv sowie anschließend weitere Anstiege erwarteten.  Bei den ungewohnt hohen Temperaturen kamen die Pedalritter aus dem Bayerischen Wald dabei erneut kräftig ins Schwitzen. Vorbei am Molvenosee führte die Tagesetappe noch bis zum Idrosee. Hier stellte man dann auch schnell fest, dass man bedingt durch die Sprachbarriere  bei Bestellungen schon etwas genauer aufpassen sollte. Bei der Nachmittagspause wurde anstelle des bestellten Spezis ein Aperol Spritz serviert und unter einem Eiskaffee versteht man in Norditalien einen eisgekühlten Espresso. Beide Getränke empfanden die Radsportler bei der subtropischen Hitze trotzdem als sehr erfrischend.

Nach einer schweißtreibenden Auffahrt zum Timmelsjoch wurden die Freyung Rennradler mit einem herrlichen Hochgebirgspanorama belohnt (Foto: RC Freyung)

Eigentlich sollte die knapp 160 km lange, meist bergab führende bzw. flach verlaufende Etappe des fünften Tages zum südlichen Gardasee, durch die Poebene und danach durch die Emilia Romagna eine etwas entspanntere Fahrt werden, doch bei Temperaturen um die 40 Grad floss angesichts des nur wenig kühlenden Fahrtwindes auch hier reichlich Schweiß.

Von der Emilia Romagna waren am 6. Tag wieder Bergetappen durch den nördlichen Apennin angesagt. Von 60 Meereshöhe in Reggio Emilia ausgehend waren mehrere Anstiege auf über 1600 Metern,  wie dem Passo delle Radici oder dem Passo del Lagadello, zu bewältigen, ehe die 159 km lange Route weiter nach Lucca, dem ersten Zwischenstopp in der Toskana, führte. Beim abendlichen Spaziergang konnte hier die historische Altstadt mit seiner vollständig erhaltenden Stadtmauer und ihren  zahlreichen Sehenswürdigkeiten bewundert werden.

Die restlichen beiden Tage führten schließlich durch weite Teile der hügeligen Bilderbuchlandschaft der norditalienischen Region mit seinen Zypressen, Pinien und Olivenbäumen. Ein  Zwischenstopp am weltberühmten schiefen Turm von Pisa stand natürlich auch auf dem Programm. Der siebten Übernachtung in Siena ging eine ausgedehnte Besichtigung einer der schönsten Städte Italiens mit seinem prächtigen Dom und dem imposanten Piazza del Campo, in dem mitten in der Stadt historische Reiterspiele ausgetragen werden, voran. Am letzten Tag zeigte sich die Toskana den Radlern noch als Weinanbaugebiet, die hügelige Landschaft des Chianti-Gebietes gibt dem weltbekannten Wein aus der Toskana seinen Namen. Beendet wurde die achttägige Radfernfahrt schließlich in der Renaissance-Metropole Florenz mit einer abendlichen Besichtigung der historischen Altstadt.

In den acht Tourtagen haben die Teilnehmer Karl Besl, Ludwig Faschingbauer, Elisabeth und Otto Graf, Gerhard Hallhuber, Josef Kerschbaum, Gerhard Pauli, Wolfgang Raab, Josef Raitner, Georg Urmann und Franz Wagner nach 50 Stunden und 55 Minuten im Sattel 1.262 Kilometer zurückgelegt und dabei beachtliche 13.554 Höhenmeter überwunden. RC-Vorstand Georg Urmann sowie die beiden Organisatoren Gerhard Pauli und Josef Kerschbaum zeigten sich erfreut, dass die Tour wieder ohne nennenswerte Probleme und mit nur zwei Platten abgelaufen ist.

Etwas holpriger verlief dann schon die Rückreise. Während ein Teil der Teilnehmer mit dem Begleitfahrzeug und den Rädern auf dem Anhänger, abgesehen von einigen kleineren Staus, zügig nach Hause kam, lernte der andere Teil den Kundenservice der Deutschen Bundesbahn von seiner negativen Seite kennen. Nachdem die Zugverbindung von Florenz über Verona und München noch plangemäß verlief, mussten alle Reisenden dann am Bahnhof Plattling den Zug wegen eines Unwetterschadens verlassen, der Zug fuhr umgehend nach München zurück. An einer Ersatzlösung wird gearbeitet, hieß es in einer Durchsage im Zug noch. Am Bahnhof blieben die gestrandeten Fahrgäste dann sich selber überlassen. Weder waren Bahnmitarbeiter vor Ort, noch gab es weitere Informationen über Lautsprecher oder auf der Anzeigentafel, ausgenommen einer Mitteilung, dass zwischen Vilshofen und Passau ein Busersatzverkehr eingerichtet worden ist. Weiß die DB nicht, dass Plattling nicht auf der Strecke Vilshofen – Passau liegt? Nachdem es den Insassen  weiterer Folgezügen aus München genau so erging, ließ sich die Freyunger Radgruppe nach knapp zwei Stunden ohne jegliche weitere Information von Zuhause mit Pkw abholen. Aber auch durch diese unverhoffte Wartezeit ließen sich die Pedalritter aus dem Bayerwald ihre Freude über die tolle Fahrt nicht verderben und stellten spaßeshalber fest, dass sie mit den Rädern, wenn sie sie denn dabei gehabt hätten, wohl schneller daheim gewesen wären als mit der Bahn.    

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