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Samstag, April 20, 2024

Pilotprojekt „Digitale Dörfer“ auch auf Tunesien übertragbar

Lesestoff

MdL Alexander Muthmann diskutierte auf Tagung in Tunis Chancen für ländliche Regionen

Freyung. „Das Treffen hat mir internationale Kontakte gebracht und die Erkenntnis, dass Hilfsmaßnahmen für Afrika dann etwas bewirken, wenn sie konkret definiert, gut koordiniert und auf Nachhaltigkeit angelegt sind.“ Dieses Fazit zog der Landtagsabgeordnete Alexander Muthmann (FDP) nach einer Tagung in Tunis, zu der die Friedrich Naumann Stiftung eingeladen hatte.

In seinem Referat über „Digitalisierung und Regionalentwicklung“ schilderte der Politiker aus dem Bayerischen Wald am Beispiel des Forschungsprojekts „Digitale Dörfer“ das Potenzial einer solchen gezielten Entwicklung für verschiedene Lebensbereiche, zum Beispiel in der medizinischen Versorgung. Er bezog sich dabei auf Ideen, die ein Team vom Technologie Campus Freyung unter der Leitung von Professorin Dr. Diane Ahrens entwickelt hat, um das Leben auf dem Land wieder attraktiver zu machen.

„In Tunis und an der touristisch geprägten Küste gibt es alle notwendigen Einrichtungen. Im landwirtschaftlich geprägten Landesinneren Tunesiens aber bestehen die gleichen Probleme wie bei uns: Junge, gut ausgebildete Leute wandern in die Städte ab; die Gemeinden überaltern und leiden unter dem demografischen Wandel. Hier könnte die Digitalisierung viele Verbesserungen bringen“, zeigte sich Alexander Muthmann überzeugt. Seine Zuhörerinnen und Zuhörer waren vor allem am Thema „Health Care“ interessiert. Fachärzte und Kliniken sind oft weit entfernt; Telemedizin wäre ein guter Weg, die räumlichen Entfernungen zu überwinden und schnell zu einer Diagnose zu kommen. Digitale Techniken könnten außerdem helfen, Bürokratie zu vereinfachen – ein Thema auch in Nordafrika.

Bei der Veranstaltung in Tunis, die in hybrider Form stattfand, ging es vor allem um Innovation in verschiedenen Bereichen und internationale Kooperationen. Klare Aussage von Gesprächsteilnehmern aus Tunesien, Jordanien, Marokko und dem Libanon: Bei der Entwicklungszusammenarbeit, wie sie derzeit praktiziert wird, kommt trotz des vielen Geldes, das in ihr steckt, viel zu wenig heraus, weil keine gemeinsame Strategie dahintersteckt. Jedes Land habe seine Besonderheiten, die berücksichtigt werden müssten, um wirksame Unterstützung zu leisten.

Dirk Kunze (r.), Regionaldirektor der Friedrich Naumann Stiftung für den Mittleren Osten und Nord-Afrika, war Gastgeber der internationalen Konferenz in Tunis. Links neben ihm Fadhel Abdelkefi, der Präsident der liberalen Partei in Tunesien (Foto: Privat)

Wie autoritäre Staaten bzw. Diktaturen mit Oppositionellen umgehen, schilderten ein Journalist aus dem Irak sowie zwei Vertreterinnen aus Hongkong und Weißrussland, die per Video zugeschaltet waren. Sie bezeichneten soziale Medien als wichtige Rückendeckung für ihre Arbeit, sagten aber auch: „Die Wirkung ist begrenzt, wenn ein Diktator Armeen und Panzer hinter sich hat!“ – Als eindrucksvoll bezeichnete Muthmann auch die Gespräche mit Jusuf Mansur, dem ehemaligen jordanischen Wirtschaftsminister und Sana Afouaiz, einer jungen Marokkanerin, die in Brüssel lebt und sich für Gender- und Chancengerechtigkeit einsetzt. Sie ist als eine von neun Schwestern in einer einfachen Familie aufgewachsen, war Klassenbeste und bekam über einen nationalen Wettbewerb für talentierte junge Leute ein Stipendium in den USA. Ihre Problembeschreibung von Migration, fasste sie in dem Satz zusammen: „Wenn Menschen vom Süden in den Norden gehen, nennt man sie Migranten. Passiert es umgekehrt, heißen sie Experten!“

Den letzten Tag seines Tunis-Aufenthalts nutzte Alexander Muthmann für ein Treffen mit Fadhel Abdelkefi, dem Präsidenten der liberalen Partei in Tunesien. Dieser schilderte dem Abgeordneten aus Bayern die politische Situation in seinem Land, in dem 2010/11 der „Arabische Frühling“ seinen Anfang genommen hat. Im Juli 2021 entmachtete Staatspräsident Kais Saied Regierung und Parlament, setzte im Oktober eine neue Regierung mit einer Frau an der Spitze ein. Ihre Amtsvollmachten seien jedoch begrenzt. Noch stehe ein großer Teil der Bevölkerung hinter dem Präsidenten, seinem Anti-Korruptionskurs und seinem Modernisierungsprogramm für den Mittelstand und kleine Unternehmen, erklärte Fadhel Abdelkefi. Man warte darauf, dass die angekündigten Wahlen tatsächlich Ende 2022 stattfinden; darauf bereite sich auch seine Partei vor.

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