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Samstag, April 20, 2024

Um dem Fachkräftemangel zu begegnen: Image von Ausbildungsberufen stärken

Lesestoff

„Forum Zukunft“ tagt im Landratsamt – Gleichwertigkeit von beruflicher und akademischer Ausbildung gefordert

Passau. Der Fachkräftemangel ist ein Problem, das die Wirtschaft in den kommenden Jahren beschäftigen wird. Während der Bedarf an Akademikern nur geringfügig ansteigen wird, erhöht sich nach Prognosen der Industrie- und Handelskammer (IHK) Niederbayern die Zahl der benötigten beruflich ausgebildeten Fachkräfte bis zum Jahr 2030 signifikant. Um eine Lösung des Problems bemüht sich auch die Politik im Passauer Land. Der Fachkräftemangel war deshalb Thema in der letzten Sitzung des „Forum Zukunft“.

Regelmäßig tagt das „Forum Zukunft“ unter Leitung von Prof. Dr. Walter Schweitzer, ehemaliger Präsident der Universität Passau. Bei der jüngsten Sitzung haben sich die Teilnehmer dem Thema Fachkräftemangel gewidmet und dazu Experten der IHK Niederbayern und der Handwerkskammer (HWK) Niederbayern-Oberpfalz eingeladen. Hausherr Landrat Franz Meyer begrüßte dazu Florian Walter und Veronika Kutnik, die über die für die Zukunft prognostizierte Entwicklung im Fachkräftebereich referierten. Außerdem präsentierte der Schulleiter der Mittelschule St. Georg Vilshofen, Geerd Budelmann ein aktuelles Projekt der Schule zur Zusammenarbeit mit Handwerksbetrieben.

Klar im Mittelpunkt des jüngsten Zusammentreffens der Beratungsrunde stand das Ziel einer Gleichberechtigung von akademischer und beruflicher Ausbildung als Lösungsansatz des Fachkräfteproblems. Prof. Dr. Schweitzer stellte die Frage in den Raum, ob sich für junge Menschen mit akademischer Ausbildung tatsächlich bessere Berufschancen ergeben als mit beruflicher Ausbildung. Gleichzeitig stellte er aber auch fest, dass sich die klassischen Handwerksberufe, wie sie heute bekannt sind, in Zukunft verändern werden. Das läge nicht zuletzt daran, dass die Digitalisierung auch vor diesen Berufsfeldern nicht halt mache. Der Vertreter der IHK, Florian Walter konnte die von Prof. Dr. Walter Schweitzer eingangs gestellte Frage schon zu einem Teil beantworten. Er prognostiziert einen mittelfristig stark ansteigenden Bedarf an beruflich ausgebildeten Fachkräften. Während die IHK hier mit einem Anteil von etwa 80 Prozent der zu besetzenden Stellen rechnet, ergibt sich der Vorausberechnung nur ein Anteil von rund 20 Prozent an benötigten Akademikern. Das zeige, dass die Berufschancen trotz akademischer Ausbildung künftig nicht zwangsläufig besser seien. Hingegen betonte Walter ganz klar, dass mit einer beruflichen Ausbildung der Weg auf der Karriereleiter keineswegs beschränkt sei. Das Berufsausbildungssystem sei so ausgelegt, dass man unabhängig vom Abschluss der allgemeinbildenden Schule mit jedem Berufsabschluss eine akademische Ausbildung beginnen könne. Von einer erfreulichen Entwicklung konnte Veronika Kutnik von der HWK Niederbayern-Oberpfalz berichten: „Bei den Schulabschlüssen der Azubis ist eine steigende Tendenz im Bereich der Mittleren Reife aber auch der Hochschulreife zu beobachten.“

In der anschließenden Diskussion war man sich einig, das Image der Ausbildungsberufe stärken zu wollen, um das Problem des Fachkräftemangels in den Griff zu bekommen. Auch hier wurde nochmals deutlich, dass sich die Berufsbilder durch die Digitalisierung stark verändern. Ein Fehler sei es, die beiden Bildungssysteme gegeneinander auszuspielen. Vielmehr müsse man die berufliche und akademische Ausbildung näher zusammenbringen, so der stellvertretende Hauptgeschäftsführer der HWK Niederbayern-Oberpfalz, Hans Schmidt. Auf einem guten Weg sei man hier bereits mit der Möglichkeit des dualen Studiums, war man sich im Forum einig. Dennoch müsse man der Fehlentwicklung auf dem Arbeitsmarkt entgegenwirken und Jugendliche bei der Wahl der richtigen Ausbildung „an die Hand nehmen“.

Beispielhaft stellte Geerd Budelmann als Schulleiter der Mittelschule Vilshofen ein aktuelles Projekt seiner Schule vor, bei dem einzelne Klassen mit Handwerksbetrieben oder der Berufsschule Vilshofen zusammenarbeiten. Budelmann sprach von einer engen Zusammenarbeit mit den Bildungsträgern und Betrieben. Durch diese Zusammenarbeit können die Schüler an handwerklichen Kursen, wie zum Beispiel einem Drechsel- oder Schweißkurs teilnehmen. In gemeinsamen Projekten mit Betrieben können die Schüler unter der Anleitung und Begleitung praktische Erfahrung im beruflichen Bereich sammeln. So seien in letzter Zeit aus dieser Kooperation mit einer Baufirma aus der Region beispielsweise selbstgebaute Sitzgelegenheiten auf dem Schulgelände entstanden.

Einigkeit bestand darüber, dass man bei allen allgemeinbildenden Schulen eine Offenheit zur Berufspraxis erreichen müsse. So können Schüler bereits früh Erfahrungen sammeln und damit leichter den richtigen Bildungsweg für sich finden.

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