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Sonntag, April 28, 2024

Neues schaffen und das historische Erbe der Stadt bewahren

Lesestoff

MdL Prof. Dr. Gerhard Waschler und 2. Bürgermeister Andreas Rother besichtigen Ausgrabungsstätte an der Kapuzinerstraße

Passau. „Dass unser Grundstück, welches sich schon lange im Besitz der Pfaffinger Unternehmensgruppe befindet, in einem archäologisch sensiblen Areal angesiedelt ist, war uns schon längere Zeit bekannt“, so der Vorsitzende der Geschäftsleitung, Dr. Markus Pfaffinger, anlässlich einer gemeinsamen Begehung der Grabungsstätte an der Kapuzinerstraße mit dem Landtagsabgeordneten Prof. Dr. Gerhard Waschler, dem 2. Bürgermeister der Stadt Passau, Andreas Rother, und Stadtarchäologen Dr. Thomas Maurer.

Diese hatten sich kurz vor Beendigung der archäologischen Ausgrabungen auf dem Erweiterungsgelände des örtlichen EDEKA-Marktes in der Passauer Innstadt, auf welchem sich einst das römische Kastellbad befand, ein Bild vom Stand der Arbeiten sowie den erzielten Ergebnissen der Grabungen gemacht.

Ein beträchtlicher Teil des am südlichen Innufer im norischen Teil des heutigen Passaus gelegenen mittelkaiserzeitlichen Kastells Boiodurum konnte 1993 als erstes archäologisches Reservat in einer bayerischen Stadt ausgewiesen werden. Seither fanden zahlreiche Grabungen im Umfeld des Kastells, welches einst die römische Siedlung bildete, statt. Mit den archäologischen Maßnahmen am Pfaffinger-Gelände in der Kapuzinerstraße wurde eines der letzten noch unbebauten Grundstücke im Bereich der Römersiedlung untersucht, wie Stadtarchäologe Dr. Thomas Maurer erläutert. Ob die dokumentierten Überreste mit dem Kastellbad oder mit römerzeitlicher Wohnbebauung zusammenhängen, muss im Rahmen der wissenschaftlichen Auswertung der Grabung geklärt werden. Wie so oft bei archäologischen Grabungen, seien die Befunde „mehrdeutig“ und können erst durch eine sorgfältige Analyse am Schreibtisch „zum Sprechen gebracht werden“. Hilfreich sei auch ein Vergleich der aktuellen Ergebnisse mit denen früherer Grabungen in der Innstadt.

Im Sommer diesen Jahres sei man nach vorhergehender Abtragung der darüberliegenden Bodenschichten schließlich auf römischen Boden vorgedrungen, erläutert Investor Dr. Markus Pfaffinger, der die archäologischen Arbeiten auf seinem Grundstück interessiert begleitete. Die Funde umfassen neben einer Reihe von Metallgegenständen, wie etwa Münzen, Gewandnadeln und Werkzeuge bzw. Gerätschaften auch feine Handwerkskunst, wie etwa Keramiken und Importwaren aus römischem Handel. Im Zentrum des angestrebten Erkenntnisgewinns stehe aber ohnehin die Vermessung und Kartographierung des Areals, welches Rückschlüsse über die Besiedlung Passaus zur Römerzeit erlaube, so die Zielsetzung der Stadtarchäologie.

2. Bürgermeister Andreas Rother lobte indes das konstruktive Miteinander des Investors und der Archäologen, welches es ermögliche, Bewahrung und Fortschritt gemeinsam zu denken.
„Es ist uns als Stadt ein zentrales Anliegen, neue und moderne Strukturen zu schaffen und gleichermaßen unser historisches und kulturelles Erbe zu bewahren“, stimmte auch MdL und Stadtrat Prof. Dr. Gerhard Waschler zu. In diesem Zusammenhang wolle man auch eine Aufbereitung des historischen Erbes für pädagogische Zwecke anschieben. Gemeinsam mit der Grabungsfirma könnte man beispielsweise die kartographischen Erkenntnisse in Form von 3D-Animationen aufbereiten und für Forschung und Lehre an Schulen und Universität zur Verfügung stellen, so die Überlegung des Abgeordneten.

Neben dieser Nutzung der Lokalhistorie im Bereich des schulischen Infotainments sei auch eine stärkere touristische Aufbereitung der Römerzeit denkbar, wie Andreas Rother überlegt. Dr. Thomas Maurer sieht u. a. im Anbringen von Schautafeln auf den Flächen der ehemaligen römischen Besiedlung einen einschlägigen Mehrwert. „Auch die Bevölkerung vor Ort hat oft zu wenig Kenntnis von der reichen Geschichte unserer Stadt, die zu Zeiten des römischen Imperiums nicht nur an der Reichsgrenze, sondern auch im Grenzraum zweier römischer Provinzen lag“, erläutert Dr. Maurer weiter. Es ist eben diese Grenzlage, die Passau und seine Geschichte stets vielseitig und reich gemacht hat, so Waschler und Rother im Gleichklang.

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