Tag der offenen Tür am Samstag, 23. April
Passau (can.) Für 265 Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter mit Behinderung sind die Passauer „dreiflüsse-werkstätten“ Arbeitsplatz und Lebensraum zugleich. Sie sind eingebunden in hochkomplexe Fertigungs- und Wirtschaftskreisläufe. Sie stehen ihre Frau und ihren Mann. Damit das Umfeld stimmt, hat der Caritasverband für die Diözese Passau e.V. die Werkstätten auf nahezu 9000 Quadratmetern modernisiert und neugebaut. Am Freitag, 22. April, hat Bischof Dr. Stefan Oster SDB für die Menschen und die Betriebsabläufe Gottes Segen erbeten. Zusammen mit Caritasdirektor Dr. Wolfgang Kues, dem Bischöflichen Beauftragten, Dr. Michael Bär, und den Verantwortlichen der Behindertenhilfe sowie der Werkstätten machte der Bischof einen Rundgang. Am Samstag, 23. April, können sich beim „Tag der offenen Tür“ von 9.30 bis 17.00 Uhr alle Interessierten persönlich von den Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern die Arbeit zeigen lassen.
Menschen Lebensmöglichkeiten erschließen.
Bischof Dr. Stefan Oster SDB erinnerte an den Diözesanheiligen Bruder Konrad, den er einen „Meister des kleinen Weges und des Alltages“ nannte, der stets für Menschen mit Beschwerden da gewesen sei. Dieser Heilige passe gut zu Werkstätten für behinderte Menschen. Einer achte den Anderen höher als sich selbst. Die Caritas habe sich an Jesus Christus zu orientieren und durch ihre Dienste zu verkünden, dass die Liebe Gottes geschenkt sei, sozusagen umsonst. Es gehe um eine Liebe, „die den Anderen um Seinetwillen meint“; also sich hingeben an die Menschen, weil Gott sich hingegeben habe. Davon müsse das Herz der Kirche und der Caritas erfüllt sein. Dass der Bischof nahe bei Gott und den Menschen ist, durften die Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter in den Werkstätten beim Rundgang erfahren. Bischof Oster nahm sich Zeit für das persönliche Gespräch und die Begegnung.
Die 12 Millionen-Investition fasste Caritasdirektor Dr. Wolfgang Kues so zusammen: Die Caritas investiere „zu allererst in Menschen, erschließt Menschen mit Behinderung berufliche Chancen und damit Lebensmöglichkeiten“. In den „dreiflüsse-werkstätten“ werde Inklusion konkret gelebt. Menschen, die auf dem ersten Arbeitsmarkt keine Chancen hätten, würden „aufs Beste betreut und gefördert“. Ihnen werde der Platz in der Gesellschaft gegeben „der ihnen wirklich zusteht“. Werkstätten für behinderte Menschen seien heute Partner der Wirtschaft. Unternehmen würden den Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern großes Vertrauen schenken. Der Caritasdirektor dankte den Zuschussgebern in Land und Bezirk und unterstrich die Zusammenarbeit mit der Stadt Passau. Im Bundesteilhabegesetz müsse das Wort „Teilhabe“ deutlich unterstrichen sein. Es sei Programm nicht nur am Standort Passau.
Als Caritas „geht es uns bei solchen Investitionen in einer Werkstatt um die Gesamtverantwortung für qualifizierte Arbeitsplätze von behinderten Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern, auch für unser Fachpersonal in der Einrichtung. Das entspricht unserem Selbstverständnis“. Die Menschen mit Behinderung arbeiten unter anderem für BMW und ZF, sie fertigen für Würth und Siemens. Auch viele regionale Firmen setzen auf die Zusammenarbeit mit behinderten Menschen.
Die Vorsitzende des Werkstattsrates, Romana Scharf, sprach ihren Dank an den Caritasverband, die Behörden und das Team aus „wir Dreiflüssler haben jetzt eine zeitgemäße Einrichtung und können Presslufthammer, Staub und Gerüst vergessen“.
Oberbürgermeister Jürgen Dupper betonte: „Es gibt keine Norm für das Menschsein“. Menschen seien ob ihrer Verschiedenheit wertvoll. Inklusion und Integration sei zu allererst eine Frage im Kopf und im Herzen aller Menschen. In den dreiflüsse-werkstätten werde Teilhabe Tag für Tag geschaffen. Die Stadt Passau sei froh, dass die Caritas diesen Standort so eindeutig unterstrichen habe.
Für den Bezirkstagspräsidenten von Niederbayern erklärte Bezirksrat Josef Heisl, das Engagement der Caritas für Menschen sei vorbildlich. Es sei in Grubweg ein modernes Zentrum für die Förderung und Beschäftigung behinderter Menschen entstanden. Damit unterstütze die Caritas den Bezirk Niederbayern bei der Integration.
In knapp fünf Jahren Bauzeit sind Insgesamt sind 12.027 Millionen Euro investiert worden. 4.008.200 Euro hat der Caritasverband für die Diözese Passau e.V. aus Eigenmittel eingebracht. 2.305.405 Euro sind Investitionsdarlehen aus dem Zentrum Bayern Familie und Soziales und von der Bundesagentur für Arbeit. 5.713.395 Euro kommen als Zuschüsse vom Zentrum Bayern Familie und Soziales und vom Bezirk Niederbayern. (Alle Zahlen sind Nettobeträge).
Lichte Räume, Brandschutzauflagen erfüllt, energetisch saniert. „Wir haben für die behinderten Menschen zeitgemäße Arbeitsbedingungen geschaffen“, erläuterte Einrichtungsleiter Josef Wenk. In den „dreiflüsse-werkstätten“ (265) und den „donauhof-werkstätten“ (280) sowie in der angeschlossenen Förderstätte (33) würden jetzt 578 Frauen und Männer von einem engagierten Team betreut. Entscheidend sei es, sie „in ihren Fertigkeiten, Fähigkeiten, Neigungen und Wünschen entsprechend zu fördern“. Die Caritaswerkstätten waren ab 1973 für 160 Arbeitsplätze geplant, gebaut und 1976 eröffnet worden. Im Lauf der Jahre waren zusätzliche Räume angebaut worden. 1993 kamen die „donauhof-werkstätten“ als Zweigbetrieb dazu. Baustart für die jetzige Modernisierung war im September 2011.