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Dienstag, Dezember 2, 2025

Historische Brücke am Haken

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Spektakulärer Aushub der Rottbrücke bei Mittich

Neuhaus am Inn. Ein Stück Geschichte hat kurzzeitig abgehoben: Mit millimetergenauer Präzision wurde die historische Holzbrücke über die Rott bei Mittich aus ihrem Fundament gehoben und in eine eigens errichtete Feldwerkstatt versetzt. Damit ist der erste große Schritt für die umfassende Ertüchtigung der Kreisstraße PA 15 getan. Bis Mitte 2027 soll die alte Brücke saniert und eine neue Stabbogenbrücke für den modernen Straßenverkehr entstehen. Das Projekt verbindet Denkmalschutz, Verkehrsmodernisierung und Klimavorsorge auf beeindruckende Weise.

Eine Brücke mit Geschichte

Die denkmalgeschützte Holzbrücke wurde bereits 1853 errichtet und führte einst die alte Bundesstraße 12 in Richtung München. In den vergangenen Jahren war sie jedoch für den Verkehr gesperrt, da die historische Holzkonstruktion den heutigen Lasten nicht mehr gewachsen war. Schon 2014 begannen die Planungen für eine Lösung, die sowohl den Erhalt des Bauwerks als auch eine zeitgemäße Verkehrsinfrastruktur ermöglicht. Herausgekommen ist ein umfangreiches Gesamtprojekt, das mehrere Bausteine umfasst: die Sanierung und Versetzung der historischen Holzbrücke für Fußgänger und Radfahrer, den Neubau einer modernen Stabbogenbrücke für den motorisierten Verkehr, die Erweiterung des Durchlasses in der Flutmulde sowie die Anlage eines neuen Radwegs entlang der Kreisstraße PA 15.

Präzisionsarbeit mit Gigantenkraft

Der Aushub der historischen Brücke war ein Spektakel für Technikfans und Geschichtsinteressierte gleichermaßen. Um die rund 60 Tonnen schweren Brückensegmente zu heben, kam einer der größten Raupenkräne Europas zum Einsatz – ein DEMAG CC 3800-1. Der Gigant verfügt über eine Tragfähigkeit von 650 Tonnen und eine maximale Auslegerlänge von 192 Metern. Diese Dimensionen waren notwendig, um die Brücke vom Ufer aus sicher anzuheben und auf Tieflader zu verladen. Mehrere Hundert Schaulustige verfolgten das seltene Ereignis von eigens eingerichteten Zuschauerflächen. Landrat Raimund Kneidinger gab mit einem Hupsignal den Startschuss für die Kranarbeiten. Gegen Mittag hob das erste Brückensegment vom Fundament ab, am Nachmittag folgte das zweite. Anschließend wurden alle Bauteile, einschließlich der Dachelemente, hochwassersicher auf Betonsockeln in der Feldwerkstatt gelagert.

Millionenprojekt mit Weitblick

Insgesamt sind für das Großprojekt 11 Millionen Euro veranschlagt. Der Ersatzneubau der Stabbogenbrücke schlägt mit rund 4,1 Millionen Euro zu Buche, wobei Zuschüsse von bis zu 80 Prozent beantragt wurden. Für den Bau des Radwegs und die teilweise Umlegung der Kreisstraße sind 3,8 Millionen Euro eingeplant, ebenfalls mit einer Förderquote von bis zu 80 Prozent. Die Instandsetzung der historischen Holzbrücke kostet rund 3,1 Millionen Euro, hierfür wurde bereits ein Zuschuss von bis zu 2,5 Millionen Euro bewilligt. Diese Investitionen sollen die Verkehrssicherheit erhöhen, die historische Bausubstanz bewahren und eine klimafreundliche Verkehrsalternative für Radfahrer und Fußgänger schaffen.

Zeitplan bis 2027

Die Arbeiten an der Brücke und der Kreisstraße laufen bereits auf Hochtouren. Nach Erd- und Vorbereitungsarbeiten sowie der Versetzung der Dachelemente folgte nun der spektakuläre Aushub. Als nächste Schritte stehen Hilfsschüttungen, Erdarbeiten an den Widerlagern und Bohrpfahlarbeiten an. Bis März 2026 soll die historische Brücke in der Feldwerkstatt vollständig instand gesetzt werden. Im April 2026 wird sie einige Meter flussabwärts wieder eingebaut und künftig Fußgängern und Radfahrern dienen. An der bisherigen Stelle entsteht parallel die neue Stabbogenbrücke für den motorisierten Verkehr. Bis April 2027 soll diese fertiggestellt sein, anschließend folgen der Ausbau der Radwege und die abschließenden Straßenbauarbeiten. Die Gesamtfreigabe der Kreisstraße PA 15 einschließlich des Radwegs ist für Juli 2027 geplant.

Mit der behutsamen Sanierung der alten Holzbrücke und dem Bau einer modernen Stabbogenbrücke entsteht in Mittich ein Vorzeigeprojekt für die gelungene Verbindung von Denkmalpflege und Infrastrukturentwicklung. Landrat Raimund Kneidinger betonte beim Aushub die Bedeutung des Projekts: „Hier verbinden wir Tradition und Zukunft auf eindrucksvolle Weise – für die Region, für die Mobilität und für kommende Generationen.“ Wenn 2027 die neue und die alte Brücke gemeinsam in Betrieb gehen, wird die Rottquerung bei Mittich nicht nur ein technisches Meisterwerk sein, sondern auch ein Symbol für eine nachhaltige Verkehrspolitik im ländlichen Raum.

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