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Samstag, April 20, 2024

Landtagspräsidentin Aigner: „Wer vergessen will, bahnt der Wiederholung den Weg“

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Gedenkakt zu Ehren der Opfer des Nationalsozialismus 2022 in Flossenbürg

München / Flossenbürg. Der Bayerische Landtag und die Stiftung Bayerische Gedenkstätten haben heute in Flossenbürg in einem gemeinsamen Gedenkakt an die Opfer des Nationalsozialismus erinnert. Der thematische Schwerpunkt lag in diesem Jahr auf Menschen, die aufgrund ihrer sexuellen Orientierung verfolgt wurden. Landtagspräsidentin Ilse Aigner und der Direktor der Stiftung Bayerische Gedenkstätten Karl Freller haben sich deshalb entschieden, das Gedenken in der KZ-Gedenkstätte Flossenbürg abzuhalten, wo im Rahmen des Gedenkakts eine Steinstele zum Gedenken an die homosexuellen Opfer eingeweiht wurde. Neben Landtagspräsidentin Aigner und Stiftungsdirektor Freller sprach auch der Bildhauer der Stele Bastian Brauwer bei der Veranstaltung. Die Feierstunde endete mit einer Kranzniederlegungzu Ehren der Opfer. Wie im vergangenen Jahr konnte der Gedenkakt coronabedingt nur ohne Gäste stattfinden. Die Feierstunde wurde live im Bayerischen Fernsehen übertragen.

„Mit dem diesjährigen Schwerpunkt wollen wir den homosexuellen Opfern eine Stimme geben. Das Schweigen zu brechen, ist zentrale Aufgabe des Gedenkens rund um den 27. Januar. Vor 77 Jahren befreiten die Soldaten der Alliierten die deutschen Konzentrationslager. Sie stießen Tore des Schreckens auf und offenbarten der Welt Dimensionen der Unmenschlichkeit, die bis dato unbekannt waren. […] Je länger das Unbegreifliche zurückliegt, umso mehr ist es an uns, uns die Erinnerung zu erarbeiten. Wer vergessen will, bahnt der Wiederholung den Weg. Nicht die Geschichte wiederholt sich. Es sind Menschen, die bereit sind, Unmenschlichkeit wieder zuzulassen.“

Ilse Aigner, Landtagspräsidentin Bayerischer Landtag

Der Direktor der Stiftung Bayerische Gedenkstätten, Karl Freller, betonte in seiner Ansprache: „Aus der Vergangenheit lernen heißt, die Zukunft zu ändern!“ Und er ergänzte: „Ich möchte in einer Welt der Freiheit und Toleranz leben, und nicht in einer, in der gewaltbereite Demokratie-Gegner fackeltragend durch die Straßen spazieren und Nazi-Parolen skandieren – wie in vielen deutschen Städten derzeit –  oder Denkmäler für homosexuelle Opfer der Nazizeit schänden, wie vor wenigen Tagen wieder in Köln geschehen.“

Der Bildhauer der Stele und Vorsitzende des CSD-Nürnberg, Bastian Brauwer, sagte in seiner Rede: „Homosexuelle Männer waren eine der wenigen Opfergruppen des NS-Regimes, deren staatliche Verfolgung nach dem Ende des Zweiten Weltkrieges in der Bundesrepublik fortgesetzt wurde. An ein Gedenken an diese Männer oder gar eine Rehabilitierung war Jahrzehnte nicht zu denken – im Gegenteil – dieselben Polizisten verfolgten sie weiter und dieselben Richter sprachen das Unrecht fort. […] Es ist nun an der Zeit, dieser Opfergruppe ein würdiges Gedenken zu schaffen, und ich danke besonders dafür, dass ich meinen Teil dazu beitragen durfte.“

Musikalisch wurde der Gedenkakt von jungen Musikerinnen und Musikern des Hornensembles des Symphonieorchesters der Universität Regensburg gestaltet. Zudem trug Luca Fabièn Dotzler, nicht-binäre*r Künstler*in, „Das lila Lied“ vor, die erste Hymne der homosexuellen Bewegung aus dem Jahre 1920. Vier Jugendliche, die sich in besonderer Weise für das Projekt „ReMember – deine Geschichte zählt“ engagierten, trugen während des Zugs zur neuen Stele die Kränze. „ReMember“ ist eine gemeinsame Initiative der KZ-Gedenkstätte Flossenbürg und MIND prevention unter Beteiligung des Beruflichen Schulzentrums Oskar-von-Miller und der FOSBOS Schwandorf.

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