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Freitag, März 29, 2024

Kindergesundheit kennt keine Grenzen

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Politik unterstützt Zusammenarbeit bei der grenzüberschreitenden ärztlichen Versorgung in der Kinder- und Jugendmedizin

Passau / Linz. Bereits Anfang 2020 trafen sich Vertreter der Kinderklinik Dritter Orden Passau, der Kliniken Schärding und Rohrbach und des Kinder-Reha-Zentrums kokon Rohrbach-Berg, um über Möglichkeiten einer engeren Zusammenarbeit in der Kinder- und Jugendmedizin zu sprechen. Vor allem ging es dabei um ein gemeinsames Vorgehen bei der Rekrutierung und Bindung von Kinderärzten in der Region. Der Bedarf ist groß. Es fehlt vor allem auf österreichischer Seite an Fachärzten. Was so einfach erscheint, ein grenzüberschreitender Austausch medizinischen Personals, erwies sich in der Vergangenheit jedoch immer wieder als schwieriges Unterfangen mit zahlreichen bürokratischen, rechtlichen und finanziellen Hürden.

Die gegenseitige Anerkennung der ärztlichen Aus- und Weiterbildung und die unterschiedlichen Regelungen bei steuerlichen und sozialversicherungsrechtlichen Fragen haben die Klinikverwaltungen und vor allem die betreffenden Ärzte vor Herausforderungen gestellt. Deshalb wurde der Entschluss gefasst, diese Hindernisse gezielt anzugehen und dafür einen Antrag im INTERREG V-A Programm Bayern-Österreich einzureichnen. Mittlerweile läuft das Projekt ein dreiviertel Jahr, die Analysen sind abgeschlossen und erste Lösungsvorschläge gibt es bereits. Nun geht es darum, konkrete Konzepte für die grenzübergreifende Ärzterotation zu erarbeiten. Und auch Medizinstudierende beiderseits der Grenzen möchten die Projektverantwortlichen frühzeitig an die Region binden.

„Kinder sind keine kleinen Erwachsenen und brauchen deshalb andere Behandlungsmöglichkeiten und eine andere Betreuung. Dazu braucht es natürlich auch qualifizierte Kinderärztinnen und Kinderärzte – die oft nicht so leicht zu finden sind. Das Land Oberösterreich geht bereits vielfältige Wege, um einem Ärztemangel entgegen zu wirken. Es freut mich daher sehr, dass die an diesem Projekt beteiligten Kliniken hier zusätzlich Initiative zeigen. Damit können noch bestehende Grenzen überwunden werden und die wohnortnahe Gesundheitsversorgung für die Bevölkerung in der Grenzregion weiter verbessert werden, unabhängig von geografischen Grenzen. Die Unterstützung dieses Projekts ist daher für mich eine Selbstverständlichkeit“, so LH-Stv. in Mag. a Christine Haberlander.

„Kindergesundheit kennt keine Grenzen“, ist der Projekttitel der für die beteiligten Projektpartner:innen zugleich Vision ist. Das Ziel: Ärzte sollten immer dort zum Einsatz kommen können, wo sie aktuell gebraucht werden. Damit verbunden ist die Vorstellung, einen grenzüberschreitenden Ärztepool und einen gemeinsamen Weiterbildungsverbund zu etablieren. „Eltern und Familien sollten die Gewissheit haben, dass ihr Kind heimatnah und bestmöglich versorgt wird, gleich auf welcher Seite der Grenze sie leben“, sagt Prof. Dr. Matthias Keller, Ärztlicher Direktor an der Kinderklinik Dritter Orden Passau und Projektleiter.

Doch nicht alles lässt sich auf einer institutionellen Ebene lösen. Es gibt einige Barrieren rechtlich-politischer Natur, denen auch nur dort begegnet werden kann. Und der politischen Unterstützung können sich die beteiligten Einrichtungen beiderseits der Grenze sicher sein.

Dr. Olaf Heinrich, Bezirkstagspräsident des Bezirks Niederbayern und Präsidiumsmitglied der Europaregion Donau-Moldau, lobt die Initiative der beteiligten Kliniken: „Diese Einstellung im Denken und Handeln über Grenzen hinweg für eine gemeinsame Mission zugunsten kranker Kinder und deren Familien, birgt für die Zukunft unserer Region eine große Chance. Die grenzübergreifende Nutzung von Gesundheitsinfrastruktur kann zu einer Verbesserung der Versorgungsqualität führen und die Attraktivität für Familien steigern. Und ich setze mich gern dafür ein, dass ein solches Engagement nicht durch zu viel Bürokratie gebremst wird“, so der Politiker.

Auch der Europaabgeordnete Manfred Weber ist überzeugt von dem Vorhaben und hat die Schirmherrschaft übernommen: „Derartige Projekte zeugen vom europäischen Gedanken in unserem Alltag. Wenn wir, wie in diesem Fall, gemeinsame Ziele und den Sinn unseres Tuns in den Vordergrund stellen, müssen auch einmal ganz pragmatische Ansätze gefunden werden. Hier sind wir leider oft noch zu sehr verhaftet in unseren nationalen Rechts- und Verwaltungsstrukturen. Das Grenzgebiet Niederbayern – Oberösterreich kann auf europäischer Ebene eine Vorreiterrolle einnehmen, was den Aufbau grenzüberschreitender Versorgungsstrukturen in der Kindermedizin betrifft.“

Bis Jahresende wollen die Projektpartner ihre Kooperation auf eine solide Basis stellen. Solange dauert vorerst das Projekt. „Doch wir denken bereits weiter und stellen schon Überlegungen an, wie wir auch in der ärztlichen Fortbildung unsere Zusammenarbeit noch vertiefen können, zum Beispiel im Bereich der Notfallsimulation“, so Projektleiter Keller abschließend. Schließlich sei die grenzenlose medizinische Versorgung von Kindern und Jugendlichen ein langfristiges und nachhaltiges Ziel.

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