Nach der Einigung im Atomstreit fallen schrittweise die Sanktionen gegen den Iran – viele Unternehmen prüfen nun die Aufnahme neuer Geschäftskontakte beziehungsweise die Wiederaufnahme alter Beziehungen. Dementsprechend groß war das Interesse bei einer Informationsveranstaltung der IHK Niederbayern in Passau zum „neuen alten Markt“ Iran.
Zu Gast war René Harun von der deutschen Auslandshandelskammer in Teheran. Er erläuterte den enormen Nachholbedarf der iranischen Wirtschaft in Bereichen wie Medizintechnik und Lebensmittelindustrie oder im Automobilsektor. Die iranische Regierung will die Industrie des Landes auf breitere Füße stellen, nur rund 30 Prozent sollen im Öl- und Gassektor erwirtschaftet werden.
Laut Harun punktet im Iran vor allem das „Made in Germany“. Hier können deutsche und auch niederbayerische Unternehmen mit ihren Produkten und Kompetenzen überzeugen. In der Zeit vor den Sanktionen war Deutschland Irans größter Handelspartner. Chinesische Produzenten hätten zwar während der Sanktionszeit die Lücke geschlossen und den Markt mit ihren Waren bedient, berichtete Harun, doch seien die Iraner nicht immer mit der Qualität zufrieden gewesen. Eine Umfrage unter den Mitgliedern der Deutsch-Iranischen Industrie- und Handelskammer habe gezeigt: Der größte Reformbedarf wird in den Bereichen Finanzierung, Rezessions- und Korruptionsbekämpfung gesehen.
Die rege Beteiligung der Teilnehmer an der anschließenden Diskussion bestätigte das Interesse der niederbayerischen Unternehmen, den Markt Iran für die eigenen Produkte und Dienstleistungen zu erschließen. Nicht nur konkrete Fragen zu den Chancen von Gebrauchtmaschinen, pharmazeutischen Produkten oder Saatgut, sondern auch zu sozialen und religiösen Aspekten im Iran wurden beantwortet. Wie der Markteinstieg gelingen kann und wie die rechtlichen Möglichkeiten des Vertriebs aussehen, war dann das Thema im zweiten Teil der Veranstaltung mit Carla Everhardt, Rechtsanwältin bei Rödl & Partner.
(Mitteilung, IHK Niederbayern v. 07.03.2016)