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Donnerstag, April 18, 2024

Handgemacht und traditionell gefertigt: Manufakturen in Ostbayern beweisen auf vielfältige Weise ihre Liebe zum handwerklichen Detail

Lesestoff

Regensburg, 18. Mai 2021 (w&p) – Nicht 0-8-15 und schon gar nicht von der Stange. Im niederbayerischen Bayerischen Golf- und Thermenland und dem Bayerischen Wald gibt es eine Vielzahl von Handwerksbetrieben und Manufakturen, in denen Haushaltswaren, Kleidungsstücke oder heimische Delikatessen noch traditionell, mit liebevoller Aufmerksamkeit, viel Zeit und von Hand hergestellt werden. Jedes für sich ein kleines, künstlerisches Meisterwerk, das es nur hier in dieser Form zu erwerben gibt. Jedes Produkt ist handgefertigt, jedes auf seine Art ein liebevolles Unikat.

Für eingelegte Gurken, Salate, aber auch für Kosmetik: über 60 Essigsorten von Kriegl-Essig

Seit über 70 Jahren widmet sich im niederbayerischen Pilsting das Familienunternehmen Kriegl der Essigherstellung. Neben den Klassikern, der urtypischen Basis-Essigvarianten wie Branntwein-, Kräuter- oder Apfelessig, stellt Firmenchef Peter Kriegl auch Biovarianten, hochwertige Gourmetessige oder milde „Wellnessig“-Trink-Balsame als Aperitif oder Digestif her. Deren urtypischen, besonderen Geschmack erhalten die über 60 Essigsorten einerseits dank gut gehüteter Familienrezepturen und ausgewählter Rohstoffe, andererseits durch die traditionelle Kellertechnik mit Reifung in Lärchenholzfässern. Das benötigte Wasser stammt aus dem hauseigenen Artesertiefbrunnen. Ein Teil der Kriegl-Essige wird nach einem alt bewährten Verfahren in einem Essigbildner hergestellt. Dabei handelt es sich um einen Bottich, in dem die alkoholische Flüssigkeit als Ausgangsstoff pausenlos über Buchenholzrollspäne rieselt. An diesen bilden sich Essig-Bakterien, die den Alkohol in Essigsäure umwandeln. Nach rund fünf Tage sind dann rund 3200 Liter „Bildner“-Branntweinessig zur Weiterverarbeitung fertig. „Früher stellten wir viel Branntweinessig für die niederbayerischen Gurkenkonserven bereit – heute beliefern wir auch Hersteller von Kosmetika oder Bioreinigungsmitteln mit unserem Himbeer- oder Apfelessig“, so der ambitionierte Essig-Produzent. www.kriegl.com

Essigmanufaktur Kriegl (Foto: Kriegl Essig)

Heiß begehrte Waidler-Pfannen von der Schmiede Kindermann

Früher produzierte die Schmiedewerkstatt Kindermann in Waldkirchen land- und forstwirtschaftliche Werkzeuge und Kunstschmiedeerzeugnisse. Doch Schmiedemeister Josef Kindermann stellte die Produktion um. Nachdem er privat verzweifelt auf der Suche nach einer optimalen Bratpfanne war, beschloss er schließlich, sich selbst eine zu machen. Das gute Stück präsentierte er seinen Freunden am Stammtisch, die Frauen testeten. Die außergewöhnliche Qualität der schmiedeeisernen Pfannen sprach sich schnell herum, der Abnehmerkreis wuchs entsprechend – aus der Hammerschmiede wurde die Pfannenschmiede Kindermann. Auf dem Feuer wird mit dem Lufthammer das Eisen in Form geschlagen. Das Besondere: Die Pfannen werden aus einem Stück „freiform-warmgeschmiedet“ – der Stiel wird dabei nicht angeschweißt oder angenietet. Die „Waidler-Pfannen“ sind inzwischen weit über die Region begehrt und werden auch von Köchen hoch gelobt. Übrigens: bei guter Pflege (mit Olivenöl) halten die Pfannen ein Leben lang. www.hammerschmiede-kindermann.de

Pfannenherstellung (Foto: Kindermann)

Ausgehfein: feinste handgefertigte Schuhe von Dinklreiter aus Bad Griesbach

Im niederbayerischen Rottal in Bad Griesbach blickt man auf eine lange Tradition zurück: Seit mehr als 100 Jahren stellt hier die Familie Dinklreiter Schuhe von Hand her. Seit 2004 führt Stephan Dinklreiter jun. in vierter Generation das Unternehmen – er verbindet traditionelles Handwerk mit modernster Technik und genauer Computermessung. Sein Herz schlägt für rahmengenähte Maßschuhe und von Hand gefertigte, holzgenagelte Manufaktur-Schuhe. Auch der Herstellung von orthopädischen Schuhen widmet sich der Geschäftsführer – wichtig ist ihm hierbei, dass diese nicht wie Gesundheitsschuhe aussehen und funktional sind, sondern auch schön. Die Kundschaft der Firma Dinklreiter ist vielfältig – manche möchten handgefertigte Golfschuhe, manche ganz individuelle Modelle mit ausgewählten Materialien, wie z.B. Rochenleder. 30 „Prototypen“ stehen zur ersten Orientierung zur Wahl – fast jedes Leder ist verwendbar: ob Büffel, Reptilien, Kalb oder Rind. Tabu sind natürlich geschützte Materialien von geschützten Tierarten. Und auf Wunsch schmückt der Schuhmacher den handgefertigten Schuh auch mit kostbaren Diamanten, so wie ihn eine Kundin aus einem arabischen Emirat einmal bei ihm bestellte. www.dinklreiter.de

Handgefertigte Schuhe (Foto: Dinklreiter)

Die zwölf Apostelfischer von Passau

Eine uralte, faszinierende Donau-Tradition hat bis heute in Passau überlebt: das Privileg der zwölf Apostelfischer. Ein Duzend Männer teilt sich seit mehr als 450 Jahren das Fischereirecht auf der Donau Stadtgebiet. Seit 1558 verpachtet die Heilig-Geist-Stiftung das Fischrecht ohne Unterbrechung an zwölf Angler, die so genannten Apostelfischer. Über die Jahrhunderte wurde die Zugehörigkeit an jeden einzelnen Fischer persönlich weitergegeben – ein exklusiver Kreis an Petrijüngern. Damit das so bleibt, werden die Nachfolge-Apostel nach wie vor genauestens bestimmt: Traditionell bekommt der älteste Sohn eines Apostelfischers das Fischrecht übertragen. Im so genannten Apostel-Gewässer sorgen die Fischer bis heute dafür, dass das Verhältnis von Fried- und Raubfischen stimmt und haben die Wasserqualität im Blick. Das Besondere: Die Donau ist durch die beiden Kraftwerke oberhalb und unterhalb von Passau quasi ein geschlossenes Gewässer. Die Fische können nicht mehr ziehen, und das bedeutet für die Fischer: Sie besetzen das Gewässer jährlich mit Zander, Hecht, Nase, Rute, Karpfen, Aal; denn nur, was sie vorher einsetzen, können sie mit ihren Netzen später wieder herausholen. Die Fische werden in Passau in diversen Fischbratereien verkauft.

Fischen in der Donau (Foto: Stadt Passau)

Alles in Butter bei den Butterboyz in Regen

Die Butter nimmt den beiden keiner vom Brot! Während ihrer Ausbildung bei Paul Bo¬cuse hatten die beiden Köche Moritz Oswald und Fabio Cestari de Mesquita das Glück, die beste fran¬zösische Butter zu probieren. Der Ge¬schmack und die Textur dieser Butter war Motivation und Vorbild, es im heimischen Regen selbst zu versuchen. Seit 2018 kreieren sie hier in ihrer Manufaktur „Butter Boyz“ großartige Buttersorten mit eigenen Geschmackskompositionen: von der Bierbutter bis zu Kreationen aus Orange/Wacholder, Fichtenspitzen oder Mohn/Zitrone. Sie wissen dabei auch, das Butter nicht gleich Butter ist: Bei der traditionellen Butter-Herstellung wird die Milch zum Beispiel über mehrere Tage kaltgestellt, damit sich Rahm oben absetzt. „Dieser wird schließlich in ein Butterfass gegeben und dann wird gebuttert“, erklärt Moritz Oswald. Für die Sauerrahmbutter, die leicht säuerlich schmeckt und aromatischer als Süßrahmbutter ist, versetzt er den Rahm mit Kulturen und lässt ihn mehrere Stunden reifen. www.butterboyz.de

Butterherstellung (Foto: Butterboyz)

Wo Wachs und Docht zur Kerze werden: die Kerzenmanufaktur Kopschitz

Eine gute Kerze erkennt man am harmonischen Abbrennverhalten, der hohen Leuchtkraft und richtigen Größe der Flamme, daran, dass sie nicht rußt und nicht tropft. Das wissen die Kerzen-Experten der Manufaktur Kopschitz in niederbayerischen Rotthalmünster ganz genau. Hier hängt der Himmel nicht nur in der Weihnachtszeit voller Kerzen. Jedes Jahr trocknen hier mehrere Millionen der Lichtspender aus Wachs nach dem Lackieren an ihren Dochten, bevor sie anschließend in alle Welt verschickt werden. „Die Kerzengeschmäcker rund um den Erdball sind ganz verschieden“, weiß Geschäftsführer Alexander Kopschitz. „Die Deutschen mögen es gern klassisch und gediegen in Rot, Bordeaux, Silber oder Natur – nicht nur im Advent“. Wer Freude an schönen Kerzen hat, wird von der großen Auswahl der Kerzenmanufaktur begeistert sein: im 600qm großen Werksverkauf wird jeder seine Lieblings-Leuchte finden. www.kopschitz.de

Kerzen verziehren (Foto: Kopschitz Kerzen)

Alltagstauglich: Ledergürtel und Geldbeutel aus Viechtach

Bereits seit 1856 betreibt Familie Kilger im Bayerischen Wald eine Gerberei. Aus Rohhäuten fertigt sie rein ökologisch gegerbtes Leder von höchster Qualität. Wurde das Leder früher größtenteils für die Produktion von Schuhsohlen oder für Reitsportartikel verwendet, setzt Firmensohn Michael Kilger heute auf handgemachte Ledergürtel und Geldbeutel. Zunächst startete er mit einem Kleingewerbe als Teil des Familienunternehmens. Über einen Online-Shop vertreibt er seine nachhaltig und liebevoll hergestellten Einzelstücke, die sich großer Nachfrage erfreuen. Jeder Gürtel wird nach Maß angefertigt- nichts ist von der Stange. Bei Bedarf repariert er und ersetzt abgenutzte Einzelteile wie Gürtelschnallen durch neue. Neben Ledergürteln und Geldbörsen sollen weitere hochwertige Artikel aus Leder das Sortiment ergänzen – Lederrucksäcke, Kulturbeutel aber auch Aktentaschen. www.mk-ledermanufaktur.de 

Ledergürtel (Foto: MK Ledermanufactur)
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