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Freitag, April 26, 2024

Grundkonsens und Visionen

Lesestoff

Veranstaltungsreihe „Wochen zur Demokratie“ zum zweiten Mal. Heuer mit Festivalbüro und Innovationsfonds

(von Tobias Schmidt)

Es ächzt im Gebälk der nach dem Zweiten Weltkrieg etablierten demokratischen Friedensordnung Europas. Klimakrisen, technologische Umbrüche, Migration und anno 2020 auch noch eine globale Pandemie, all das fordert die gesellschaftliche Werteordnung heraus. Nun lebt Demokratie ja vom öffentlichen Frage- und Antwortspiel, doch geben (zumindest gefühlt) zunehmend mehr Bürger kund, ihre Wertschätzung für derlei transparente Kompromisssuche verloren zu haben. Sie fühlen sich wirtschaftlich abgehängt, bei ethischen Sinnfragen allein gelassen, beim politischen Agenda-setting übergangen, oder sind auch einfach nur die „Mühen des Konsenses“ in den Parlamenten leid. Andere öffentliche Foren, die sich darüber verständigen, wie wir miteinander leben wollen, tun daher dringend Not. Um Ideen aus der Bürgerschaft Gestalt gewinnen zu lassen, um sich in Diskussion zu üben, und um gemeinsam zu erleben, dass Demokratie sich quasi ständig in einer „Tuning-Werkstatt“ befindet, in welcher der Bürger auch „Bastler“ sein soll.

„Ideenlaber“ (Foto: Andrea Dieck)

Die im vergangenen Sommer gegründete gemeinnützige und parteiunabhängige Passauer Initiative Wochen zur Demokratie lädt in Kooperation mit Stadt und Landkreis Passau vom 16. bis 31. Oktober bei den Passauer Wochen zur Demokratie genau dazu ein. Etwa 40 Partner sind bei den über 30 Veranstaltungen mit im Boot, von KiTas, Schulen und Hochschulen, Theater und Kinos, Vereinen, Bürgerinitiativen und kirchlichen Organisationen, bis zu Geschäften und Gastronomiebetrieben sind als Veranstaltungsorte und Ermöglicher mit im Boot.

Jugendkonferenz Süd, Initiative Wochen zur Demokratie (Foto: Privat)

Aktive Mitgestaltung – Aktive Bürgerschaft

Das Programm reicht von Filmabenden, Schauspiel und Figurentheater, Diskussionen, Kabarett bis hin zu vielen Workshopangeboten. Wissenschaft vs. Fake News und auch die Bedeutung der Grundrechte in Zeiten der Corona-Pandemie stehen heuer natürlich gleich an mehreren Terminen im Mittelpunkt. Neben dem Schauspielsolo „Der Reichsbürger“ mit Olaf Schürmann vom Landestheater Niederbayern in der Redoute über die Bühne (Karten sind begehrt!) sind „Nebensache“ mit dem Theater EigenArt und Christine Nöstlingers Kinderbuchklassiker „Wir pfeifen auf den Gurkenkönig“ in einer Bühnenadaption zu erleben. Hans Well & Wellbappn, Barbara Dorsch & Darwin Schloer sowie Christiane Öttl, Gabi Blachnik, Dr. Martin Ortmeier und Karl Krieg sind literarisch-musikalisch im Einsatz für die Demokratie. Und Alfred Schwarzmaier, ehemaliger Tiefenbacher Bürgermeister und Kulturpreisträger des Landkreises, berichtet bei gleich zwei Veranstaltungen zum Ende des Zweiten Weltkriegs.

Media Future Lab, Initiative Wochen zur Demokratie (Foto: Privat)

Die Erschießung russischer Kriegsgefangener im April 1945 in Tiefenbach steht dabei im Mittelpunkt. Gemeinsam in die Zukunft denken kann man den Journalismus beim „Media Future Lab“, Mitbestimmung von Kindern im Alltag, Bürgerbeteiligung im digitalen Zeitalter mittels Open Source-Software, Teilhabe junger Leute bei zwei Jugendkonferenzen im Landkreis. Gemeinsam Projektideen verfeinern kann man im Ideenlabor am 24. Oktober. Und die besten drei werden sogar mit Startkapital prämiert! Möglich wird dies durch den erstmals aufgelegten Innovationsfonds der Initiative Wochen zur Demokratie und dem Förderfonds Demokratie. Dieses Gestaltungsmittel für regionale Basisinitiativen soll weiter ausgebaut werden; Unternehmen oder Privatpersonen können in diesen Innovationsfonds spenden (Ansprechpartner: Dr. Thomas Metten, Initiative Wochen zur Demokratie). Ebenfalls neu in diesem Jahr ist das „Büro für Demokratie“ am Unteren Sand 2. Es ist sowohl Veranstaltungsraum als auch werktags von 12-18 Uhr Infopunkt und Kartenzentrale der „Wochen zur Demokratie 2020“. Deren Macher übrigens wegen pandemiebedingter nicht gerade leichter Planbarkeit der Veranstaltungen zu frühzeitiger Onlinebuchung unter  www.wochen-zur-demokratie.de raten. Dort sowie in den im Stadtgebiet aufliegenden Programmheften findet sich Näheres zu Veranstaltungsorten, Eintrittspreisen und Hintergründen der heuer zum zweiten Mal stattfindenden Reihe.

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