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Freitag, April 26, 2024

Was tun bei einem großflächigen Stromausfall?

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Landkreis Freyung-Grafenau informiert Kreis-Bürgermeister – verschiedene Phasen eines Stromausfalls vorgestellt

In Zeiten der Energiekrise taucht häufig der Begriff „Blackout“ auf, der einen großflächigen Stromausfall über mehrere Stunden oder gar Tage beschreibt. Die gute Nachricht ist, dass die Qualität der Stromversorgung in Deutschland außerordentlich hoch ist; auch im Landkreis Freyung-Grafenau. Großflächige, langanhaltende Stromausfälle hat es in Deutschland bisher nicht gegeben. Würde es jedoch dazu kommen, wäre ein solcher „Blackout“ in allen Lebensbereichen deutlich spürbar. Die Vorbereitung auf ein solches Szenario ist daher sinnvoll, besonders für die Kommunen im Landkreis. Auf der letzten Bürgermeisterdienstversammlung hat Thomas Thurnreiter, Sachbearbeiter für Brand- und Katastrophenschutz am Landratsamt Freyung-Grafenau, daher die Bürgermeister im Landkreis bzw. ihre Stellvertreter über das Thema „Resilienz kritischer Infrastrukturen“ informiert. Resilienz bezeichnet die Widerstandskraft und die Fähigkeit, schwierige Situationen zu überstehen, möglichst ohne anhaltende Beeinträchtigung.

Ein „Blackout“ würde alle kritischen Infrastrukturen betreffen. Besonders schwerwiegend wären Ausfälle im Informations- und Telekommunikationsbereich, Versorgungsausfälle bei der Wasser- und Abwasserversorgung sowie Ausfälle im Lebensmittelbereich, in der Mobilität sowie in der Gesundheitsversorgung. Umso wichtiger ist es, dass die Städte, Märkte und Kommunen im Landkreis ihre kritischen Infrastrukturen kennen, die Ausfallproblematik erkennen und für einen länger andauernden Stromausfall und andere Schadensereignisse entsprechend vorbereitet sind. Zu dieser Strategie gehört auch die rechtzeitige Information der Bürgerinnen und Bürger. Hierzu gibt es bereits Material des Bundesamtes für Bevölkerungsschutz und Katastrophenhilfe (BBK), beispielsweise den „Ratgeber Notfallvorsorge“ sowie die „Checkliste zur Notfallvorsorge“.

Verschiedene Phasen eines großflächigen Stromausfalls

Es existieren verschiedene Phasen eines großflächigen Stromausfalls. Hierbei gilt die Prämisse: Je länger der Strom ausfällt, desto größer sind die Konsequenzen – und somit auch die Risiken und Gefahren. Bei einem sofortigen Stromausfall bis zu 10 Minuten gibt es beispielsweise erste Einschränkungen bei der öffentlichen Telekommunikation, Störungsmeldungen aus Gefahrenmeldeanlagen oder auch Notrufe von Menschen aus steckengebliebenen Aufzügen.

Bei einem Stromausfall bis zu 60 Minuten kommen weitere Punkte hinzu: Auslösen von automatischen Brandmeldeanlagen als Folge von Betriebsstörungen, Brandmeldungen aufgrund anlaufender Notstromaggregate, Zusammenbruch der öffentlichen Mobilfunkkommunikation sowie Störungen des ÖPNV mit Elektroantrieb.

Dauert der großflächige Stromausfall 1 bis 2 Stunden oder gar bis zu 8 Stunden an, vermehren sich die Probleme bei der Patientenversorgung. Hinzu kommt der Ausfall des digitalen BOS-Funks nach Auslaufen der Akku-Pufferung. Der BOS-Funk ist ein einheitliches und leistungsstarkes Funknetz für alle Behörden und Organisationen mit Sicherheitsaufgaben. Auch der Totalausfall der Infrastruktur für Mobil- und Festnetztelefonie fällt in diese Phase. Beginnende Probleme bei der Massentierhaltung setzen ebenfalls ein.

Bei einem großflächigen Stromausfall von 8 bis 72 Stunden spitzt sich die Lage merklich zu. Es treten folgende Probleme auf: Ausfall von Gefahrenmeldeanlagen sowie Brandmeldeanlagen, massive Probleme bei der Massentierhaltung, Ausfall der zivilen, privaten Kraftstoffversorgung (Tankstellen) zeigt erste Auswirkungen, erste Brände und Schäden durch unsachgemäßen Umgang mit Feuer und offenem Licht sowie beginnende Engpässe bei der Trinkwasser- und Lebensmittelversorgung. Aufgrund einer solchen Katastrophen- bzw. Notlage werden nahezu alle lokalen Ressourcen des Katastrophenschutzes an die Gefahrenabwehr gebunden, was zu einer Destabilisierung gesellschaftlicher Strukturen führt.

Dauert die Lage mehr als 72 Stunden an, bekommen auch die Privathaushalte große Probleme, die im Vorfeld Vorsorge getroffen haben. Grund dafür sind massive Versorgungsengpässe bei allen Gütern des täglichen Bedarfs.

Thomas Thurnreiter, Sachbearbeiter für Brand- und Katastrophenschutz am Landratsamt Freyung-Grafenau, informierte die Landkreis-Bürgermeister bzw. deren Stellvertreter. Foto: Landratsamt Freyung-Grafenau

Vorbereitung ist das A & O

Die Vorbereitung der Kreise und kreisfreien Städte als Untere Katastrophenschutzbehörden ist wichtig. Bedeutsam ist aber auch die Vorbereitung der Städte, Märkte und Gemeinden, die als örtliche Sicherheitsbehörden und kraft ihrer Zuständigkeit für die kommunale Daseinsvorsorge eine wesentliche Säule zur Bewältigung einer solchen Krise darstellen. Es kommt also nicht von ungefähr, dass aufgrund der Vielschichtigkeit eines solchen Szenarios eine Handlungsempfehlung zur Vorbereitung der kreisangehörigen Kommunen auf einen großflächigen Stromausfall im Rahmen der Bürgermeisterdienstversammlung besprochen wurde. „Eine gute Vorbereitung ist unerlässlich. Selbst für den Fall der Fälle, bei dem wir hoffen, dass er nicht eintritt. Es ist daher sinnvoll, dass sich alle Bürgermeister und Kommunen im Landkreis Freyung-Grafenau mit dem Thema auseinandersetzen“, sagte Landrat Sebastian Gruber.

Bevölkerung trägt ebenso Verantwortung

Doch nicht nur die Kommunen tragen Verantwortung, sondern auch die Bürgerinnen und Bürger selbst. „Behördliche Maßnahmen müssen von einer intensiven Öffentlichkeitsarbeit und Aufklärung begleitet werden. Genauso wichtig ist aber auch die Sensibilisierung der Bevölkerung, ohne in Hysterie zu verfallen. Trotzdem werden im Fall der Fälle Eigenverantwortung und Selbsthilfe notwendig sein“, ergänzte Landrat Sebastian Gruber. Dem Landkreis Freyung-Grafenau obliegen als Kreisverwaltungsbehörde verschiedene Kernaufgaben. Der Landkreis hat beispielsweise die Einsatzleitung als Untere Katastrophenschutzbehörde inne und ist für die Erstellung eines landkreisweiten Rahmenplans unter anderem mit Konzepten für die Bereiche Alarmierung, Notfallrettung, Kommunikation und Versorgung zuständig. Hinzu kommen die Handlungsempfehlungen für Kommunen, die Bevölkerungswarnung- und Kommunikation sowie die Kommunikation mit übergeordneten Behörden (Regierung, Ministerium) sowie den benachbarten Katastrophenschutz-Behörden.

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