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Samstag, April 27, 2024

„Anlegen statt stilllegen“ – Kundenforum der Sparkasse zur aktuellen Niedrigzinsphase

Lesestoff

Mit interessierten Zuhörern bis auf den letzten Platz besetzt waren die Stuhlreihen im Freyunger Kurhaus − und das hatte auch seinen Grund, ging es doch an diesem Abend um das ebenso spannende wie brandaktuelle Thema Niedrigzinsphase. „Anlegen statt stilllegen“ war der Einladungstitel der Sparkasse.

„Spüren Sie nicht auch in manchen Situationen Unsicherheit, wenn Sie an Ihr Geld denken“, so die einleitende Frage von Vorstandsvorsitzendem Stefan Proßer. „Vor 20 Jahren lag der Zins für 10-Jahres-Pfandbrief-Anlagen bei ca. 8 Prozent, vor 10 Jahren bei 4 Prozent und heute bei nahezu 0 Prozent“, fasste Stefan Proßer die Entwicklung der Zinsen zusammen. „Lassen Sie uns gemeinsam den Stillstand überwinden und nach neuen Wegen und Lösungen suchen, die Ihnen einen wahren Mehrwert bieten“ so sein Appell.

Die schöne neue Minus-Welt – so betitelt es das Handelsblatt – gemeint sind damit auch die Pfandbriefkäufe im großen Stil der europäischen Zentralbank, wodurch viele Renditen ins Negative sinken. Die Leitzinssenkung der EZB auf Null Prozent unter Mario Draghi, dem aktuellen Präsidenten der EZB, verschärft die aktuell schwierige Lage an den Finanzmärkten weiter. Die „draghischen“ Niedrigzinsen sind weder für Anleger noch für die Banken erfreulich. Die EZB zielt damit darauf ab, die Wirtschaft in den Euroländern, den Konsum und die Kreditvergaben an Unternehmen anzukurbeln. Experten befürchten aber, dass dadurch auch das Vertrauen vieler Anleger in die  Sicherheit der Anlagen sinkt. Nach diesem kurzen Exkurs übergab der Vorstandsvorsitzende Stefan Proßer das Wort an den Hauptreferenten des Abends Herrn Dirk Henze, Ressortleiter bei der DekaBank Luxemburg.

Ausführlich, kenntnisreich und verständlich erklärte Dirk Henze die Zusammenhänge und Ursachen der Niedrigzinsentwicklung.  Sie ist letztendlich Konsequenz der weiterhin schwelenden Staatsschuldenkrise sowie der Ende 2007 ausgebrochenen Finanzkrise. Und Henze machte den Festgeldanlegern kurzfristig wenig Hoffnung. Die Situation in Euroland könne durchaus noch einige Jahre anhalten, mindestens bis 2019 und dann –  wenn überhaupt – werden die Zinsen in sehr kleinen Schritten steigen. Umfangreiche Strukturreformen (nicht nur) in den europäischen Krisenländern müssten zunächst umgesetzt werden, bevor die EZB die Leitzinsen wieder anheben könne. Auch die aktuelle Flüchtlingsthematik, die Unruhen in Nahost und ein möglicher BREXIT beeinflussen die Finanzmärkte.

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Für die Anleger bedeute dies, das vermeintlich sichere Festgeld- oder Sparanlagen bei einer Verzinsung unter der Inflationsrate auch an Wert verlieren. Dieser Realzinsfalle könnten Sparer nur entkommen, wenn sie in Sachwerte in Wertpapierform investieren, denn auf absehbare Zeit werde es Renditen oberhalb der Inflationsrate nur dort geben, wo eng an der realen Wirtschaft, also in Aktienunternehmen, Unternehmensanleihen oder Immobilien investiert werde, so das Fazit von Dirk Henze. Er forderte das Publikum auf, sich zu überlegen, ob man nicht an den besten Unternehmen der Welt beteiligt sein sollte. Die aktuellen Rahmendaten –weiterhin Wirtschaftswachstum von mehr als 6 % in China, der starke Arbeitsmarkt in den USA, die niedrigen Rohstoffpreise sowie der Eurokurs, sprechen für eine Investition in deutsche exportstarke Unternehmen- abgebildet im DAX.

„Wer anlegt kann verlieren, wer nicht anlegt, hat schon verloren“, so münzte der weitere Referent des Abends Werner Haimerl, Teamleiter der Individualkundenbetreuung in der Sparkasse Freyung-Grafenau, ein bekanntes Zitat von Bertolt Brecht um. Denn Sparen ist auch in Zeiten des Zinstiefs als sinnvoll und notwendig, um Altersarmut zu vermeiden.

Wie aber soll es gemacht werden? „Vermögen optimieren und strukturiert anlegen“ war das Thema des Vortrages, mit dem Werner Haimerl praktische und konkrete Ansätze und Tipps für spezielle Anlagemöglichkeiten lieferte. Wichtig ist ein persönliches Beratungsgespräch, in dem die Situation des Kunden betrachtet wird. Neben Service- und Liquiditätsthemen ist für eine optimale Anlageentscheidung auch Voraussetzung, dass an die Absicherung der Lebensrisiken und die Altersvorsorge gedacht wird. Dabei geht es darum, Vermögen aufzubauen und so zu optimieren, dass auf alle Bedürfnisse des Anlegers individuell eingegangen wird. Auch die individuelle Risikoneigung und Toleranz bei Schwankungen sind entscheidend für die Anlageempfehlung. Haimerl sicherte zu, dass es für alle Anleger eine Lösung gibt. Und er verwies auf Staaten (u.a. die als konservativ geltende Schweiz), die bei ihren konservativen Alterssicherungssystemen ebenso in Beteiligungen von Unternehmen investieren. Somit sollte auch der Privatanleger diese Anlageform für Teile seines Vermögens in Betracht ziehen.

Nach dem gebührenden Applaus der Zuhörer für die kompetenten Vorträge gab es beim anschließenden Imbiss an den Stehtischen informative Gesprächsmöglichkeiten und die Gelegenheit, den Referenten weiter auf den Zahn zu fühlen.

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