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Donnerstag, März 28, 2024

Fragile Seitenlage

Lesestoff

Arbeiten von Carolin Kühlman, Anna Katharina Mader, Sophia Sandler, Benjamin Stölzel und Katrin Vogl ab 14. Januar in der Sankt Anna-Kapelle

(von Tobias Schmidt)

Passau. Unter dem Titel „Fragile Seitenlage“ präsentiert der Kunstverein Passau ab Mitte Januar 2022 Arbeiten fünf befreundeter Künstlerinnen und Künstler. Alle sind Ende 20 beziehungsweise Anfang 30, ihre Wege kreuzten sich in Passau, nun treten sie auch hier mit ihren Arbeiten in Beziehung zueinander.

Carolin Kühlmann (Akademie der Bildenden Künste Nürnberg) untersucht mit eigens entwickelten digitalen und analogen Verfahren den Menschen als Quelle und Verareitungsinstanz im Informationszeitalter. In Diagrammen, Texten, Zeichnungen, filmisch oder tonbar erlebbar, eint das Sequenzielle diese multimedialen Zugänge zu einem Paradigma unserer Zeit.

Carolin Kühlmann, „Time“, 2019 – Diese Arbeit zeigt dieselbe Wasserstelle, mehrfach kurz hintereinander photographiert, mit individuellen Reflexionen auf der Wasseroberfläche. Den zeitlichen Verlauf dokumentierend, ergeben die Spiegelungen auf dem Wasser eine Linie. Derselbe Ort zu unterschiedlicher Zeit, chronologisch angeordnet, offenbart eine Verbindung in einer anderen Dimension (Quelle: Kunstverein Passau e.V.)

Anna Katharina Mader, ebenfalls in Nürnberg ausgebildet, bewegt sich medial zwischen Skulptur, Grafik und Trickfilm. Sie erkundet, was passiert, wenn Kulturen, Identitäten und Körper verschmelzen. Maders Werke funktionieren wie Teile eines unvollendeten Puzzles, das für das jeweilige Umfeld immer wieder neu zusammengesetzt wird. So etwa die Studienabschlussarbeit „Parasight Lost“, die beständig „weiter wächst“, sich dem jeweiligen Ausstellungsraum anpasst und diesen verändert.

Anna Katharina Mader, “Parasight Lost”, 2019 (Quelle: Kunstverein Passau e.V.)

Bei Sophia Sandler (Akademie der Bildenden Künste München) geht die Zeichnung allen künstlerischen Arbeiten voraus. In Skizzenbüchern sammelt sie humorvolle Beobachtungen oder unauffällige Details und setzt einige davon in andere Materialien und Medien um. In der Ausstellung ist unter anderem „Blick ins Vogelnest“ zu sehen, eine Skulptur aus Hasenleim und geschredderten Materialien mit eingebauter Beamer-Projektion und Sound.

Sophia Sandler, „Blick ins Vogelnest“, 2015-2019, Examensausstellung 2019 – Diese Skulptur scheint den Betrachtenden anzuschauen, biegt sich ihm förmlich entgegen und gibt den Blick in ihr Inneres frei. Betrachtender und Skulptur werden von außen gesehen zu einer Einheit, während sie intimes Wissen austauschen (Quelle: Kunstverein Passau e.V.)

Aus dem Zusammenspiel von planvollem Vorgehen und dem Nutzen des Unvorhersehbaren entstehen bei Benjamin Stölzel (Hochschule für Bildende Künste Dresden und Akademie der Bildenden Künste München) Skulpturen im Spannungsfeld von gestischer Spontanität und industrieller Formensprache. Kunststoff und Aluminium werden etwa zu einer Art amorphen Zeichnung im Raum verbunden.

Benjamin Stölzel, „o. T.“, (18_1 HW), 2018, Ausstellungsansicht – Eine Skulptur aus von Hand gebogenen schwarzen Hartkunststoffstäben, die in teils großzügigen Schwüngen, teils engen Windungen durch einen Teil des Ausstellungsraums verlaufen. In gleichmäßigen Abständen sind sie mittels kurzer Hülsen aus Aluminiumrohr sichtbar miteinander verschraubt. Durch offene Enden oder Unterbrechungen entstehen Leerstellen, in denen sich der Linienverlauf gedanklich weiterführen lässt (Quelle: Kunstverein Passau e.V.)

Katrin Vogl (Akademie der Bildenden Künste München) beschäftigt sich in ihren Arbeiten mit den labilen Zuständen der Existenz, hervorgerufen durch Interaktion mit der Umwelt. Vogl spielt in ihren Arbeiten mit dem Offensichtlichen und dem Verborgenem, schafft so ein Gefüge von unterschiedlichen Wahrnehmungsebenen und Zeiten.

Katrin Vogl, „LED-Tanz“, 2019 – Bei dieser Performance und Photoserie agiert die Künstlerin in einem völlig abgedunkelten Raum, der durch semitransparente Rettungsdecken nochmals auf eine Grundfläche von einem Quadratmeter verengt wird. Da ihre Augen verbunden sind, kann die Künstlerin die von der silbernen Innenseite der Decke reflektierten, an ihrem Körper befestigten LED-Lichter nicht wahrnehmen. Der Betrachter blickt auf die goldene Außenseite und kann die Bewegungen der Akteurin im Inneren nur erahnen (Quelle: Kunstverein Passau e.V.)

Die von Markus Jaursch kuratierte Ausstellung wird am Donnerstag, 13. Januar 2022 um 19 Uhr eröffnet. Im Anschluss wird sie bis 13. Februar 2022 in der Sankt Anna-Kapelle (Heiliggeistgasse 4) jeweils Dienstag bis Sonntag (13-18 Uhr) zu sehen sein – Eintritt frei.

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