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Freitag, April 19, 2024

Eine „Doină“ zur „Dobranotsh“ gefällig?

Lesestoff

Klezmergruppe Sher on a Shier am 4. Mai live in der Buchhandlung Lang

Freyung. Aus dem Hebräischen ist das schöne Wort „Klezmer“ abgeleitet, und als „Liedertopf“ übersetzbar. Das moderne Ivrit fast es eher schlichter als „Melodiewerkzeug“ oder „Musikinstrument“ auf. Klezmer nannte sich die Volksmusik der Aschkenasim, ursprünglich also die Fest- und Hochzeitsmusik der Juden Osteuropas. Nach Pogromen, Emigration und der Massenvernichtung großer Teile des europäischen Judentums im Holocaust entwickelt sich Klezmer bis heute als Konzert-, Tanz- und Volksmusik fort, indem verloren gegangene Traditionen wieder entdeckt und neu interpretiert werden.

Dies geschieht zum Beispiel im Rahmen von Akademien und Festivals; der jährlich stattfindende fünfwöchige Yiddish Summer Weimar in Thüringen zählt zum Beispiel als eine der weltweit profundesten Einrichtungen dieser Art. Aus Teilnehmern und Organisatoren dieses Sommerfestivals entstand 2011 in der Eifel die Gruppe Sher on a Shier, zu deutsch etwa: „der nicht endende Tanz“. Oft und international gebucht, war es seit Anfang 2016, seit dem Krebstod von Gründerin Franka Lampe, einer Pionierin der neueren bundesdeutschen Klezmerszene (2015 noch in Passau im Rahmen der Ausstellung des Malers und Shoa-Überlebenden Jehuda Bacon zu Gast), etwas stiller um die Band geworden.

Seit 2017 in neuer Besetzung wieder auf Konzert- und Workshoptour, meldeten sich Johannes Paul Gräßer (Violine), Anja Günther (Klarinette), Sabine Döll (Flöten/Kontrabass) und Paula Sell (Akkordeon) im Herbst 2018 mit dem beim Berliner Musikverlag Raumer Records erschienenen Album „Statements“ zurück. Darauf verbindet das Quartett den anhand von Quellenstudien rekonstruierten Klang alter Klezmerkapellen mit eigenen Arrangements tradierter Weisen aber auch zeitgenössischen Klezmer-Kompositionen. Da treffen Tanzstücke wie „Gilgul Hora“ (deutsch in etwa: „Radreigen“), in denen auch jüdische Mystik mitklingt, auf eine rumänische, über Tonleitern des Nahen Ostens improvisierte „Doină“. Wen wundert’s wenn einem anhand solcher Namen das Polnisch-tschechisch-panslawisch-verständliche „Dobranotsh“, als Musik zur guten Nacht direkt vertraut vorkommt.

Sher on a Shier (Foto: Marcel Krummrich)

Ernst genommene Tradition trifft hier auf Improvisation, Spielfreude und Spontaneität. Am Samstag, 4. Mai spielen Sher on a Shier im Rahmen der CD-Release Tour ein Konzert im BuchCafé der Buchhandlung Lang, Stadtplatz 4 in Freyung. Veranstaltungsbeginn ist um 20 Uhr; Reservierungen sind möglich unter Tel. 08551 6060 sowie buecherlang@t-online.de.

Mehr zur Formation Sher on a Shier ist online unter www.sheronashier.eu zu lesen und zu hören.  

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