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Samstag, April 20, 2024

DGB Passau: Erinnern heißt Zukunft

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Demokratie schützen!

Passau. Der DGB Kreis- und Stadtverband Passau wird sich künftig verstärkt mit der NS-Zeit und deren Aufarbeitung im Passauer Raum beschäftigen.

„Der Deutsche Gewerkschaftsbund ist aufgrund seiner Geschichte auch ein Verfolgtenverband. Neben den kommunistischen und sozialdemokratischen Organisationen waren die Gewerkschaften die ersten Ziele des NS-Terrors. Die Verbände wurden verboten und aktive Gewerkschafterinnen und Gewerkschafter wurden 1933 misshandelt und in die Gefängnisse und erste Konzentrationslager gebracht. Wir alle haben die Aufgabe, an die Opfer des mörderischen Regimes der Nazidiktatur zu erinnern. Erinnern bedeutet, Verantwortung zu übernehmen, damit dergleichen nie wieder geschehen kann. Erinnern heißt Zukunft!“, erklärt der Regionsgeschäftsführer des DGB Niederbayern Andreas Schmal bei einer Gedenkveranstaltung des DGB am Mahnmal für die Opfer des NS-Regimes in Passau anlässlich des Internationalen Tags der Menschenrechte.

Als „unerträglich“ bezeichnete der Gewerkschafter die geschichtsvergessenen Vergleiche, die im Rahmen der Proteste gegen die Corona-Politik stattfänden: „Wer sich nicht impfen lassen will, ist nicht in der gleichen Situation wie Jüdinnen und Juden in NS-Deutschland. Wer die aktuellen Anti-Pandemiemaßnahmen mit dem industriell organisierten Raub und Massenmord an den europäischen Juden, Sinti und Roma gleichstellt, sollte ganz dringend etwas für seine Bildung tun!“

„Wenn Geschichtsvergessenheit auf die Straße getragen wird, müssen wir aktiv dagegen vorgehen. Wenn extreme Rechte mittlerweile nicht nur im Bundes- oder Landtag sitzen, sondern auch in kommunalen Gremien, müssen wir Gesicht zeigen. Wir erwarten eine deutliche Abgrenzung aller demokratischen Parteien von der AfD. Auch die Kommunalpolitik muss sich überlegen, wie sie mit zwar demokratisch gewählten, aber trotzdem extrem rechten Demokratiefeinden umgeht“, so Regionssekretärin Bettina Blöhm.

„Für uns ist es eine Verpflichtung, beständig für den Erhalt der Demokratie zu streiten. Antisemitismus, Rassismus, gruppenbezogene Menschenfeindlichkeit und Diskriminierung dürfen in unserer Gesellschaft keinen Platz haben“, stellt der Vorsitzende des DGB Passau David Tabach klar: „Wir werden uns aktiver gegen die zunehmenden rechten Tendenzen hier vor Ort stellen. Wir werden uns um eine angemessene Erinnerungskultur bemühen, sowohl Informations- und Aufklärungsveranstaltungen als auch Aktionen durchführen und sind Ansprechpartner für die Zivilgesellschaft.“

Weiterhin wird der DGB Passau – wie bereits in Nammering – einzelne Projekte und Personen unterstützen, die sich mit der Aufarbeitung der NS-Zeit beschäftigen. In Zusammenarbeit mit der Arbeitsgemeinschaft KZ-Transport 1945 der Gemeinde Fürstenstein – allen voran Nikolaus Saller – wird momentan daran gearbeitet, die Biografie des Holocaust-Überlebenden Ben Lesser ins Deutsche zu übersetzen, um diese den Schulen in Niederbayern zugänglich zu machen. Auch Ben Lesser saß in dem Todeszug von Buchenwald nach Dachau. Dieser hielt in Nammering, und die Ermordung von etwa 800 Häftlingen stellt das schlimmste Kriegsverbrechen in Niederbayern dar.

Außerdem wird es einen Preis für die beste historische Arbeit im Rahmen der Aufarbeitung für Schülerinnen und Schüler geben. Die genauen Modalitäten hierfür werden Anfang nächsten Jahres bekannt gegeben.

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