Das Universitätsklinikum Regensburg testet in einem individuellen Heilversuch an mittlerweile 26 Betroffenen, ob das Blutplasma geheilter Corona-Patienten schwer Erkrankten helfen kann
Regensburg (obx) – Die ganze Welt wartet darauf, dass es Forschern gelingt, eine Therapie gegen das Corona-Virus zu entwickeln. Einer der Pfade, den Mediziner derzeit verfolgen: Schwer erkrankten Patienten Blutplasma von Menschen zu übertragen, die eine Infektion überstanden haben. Die in dem Plasma enthaltenen Antikörper, so die Vermutung der Ärzte, könnten den schwer Erkrankten helfen. Das Universitätsklinikum in Regensburg hat inzwischen 26 Patienten auf diese Weise behandelt. Das Resümee: „Bisher zeigt sich als erster Zwischenstand noch keine durchgreifende Verbesserung des Krankheitsverlaufes“, wie die Klinikleitung jetzt mitteilte.
Am Universitätsklinikum Regensburg werden vor allem schwerstkranke intensivpflichtige Patienten behandelt. Bei einigen Betroffenen löst die Infektion mit dem Corona-Virus eine schwere lebensbedrohliche Erkrankung aus. Diese betrifft nicht nur die Lunge, sondern oft auch andere Organsysteme wie Leber, Nieren und Gehirn. Inzwischen mehren sich Hinweise, dass das Virus spezifisch auch das Endothel von Blutgefäßen befallen kann.
Da aus Asien bekannt ist, dass Patienten mit schwerem Krankheitsverlauf eine besonders hohe Sterblichkeit aufweisen, hat sich das Klinikum nach eigenen Angaben frühzeitig mit den Möglichkeiten und der Herstellung von Rekonvaleszentenplasma, also dem Plasma von Corona-Genesenen, beschäftigt. Vorausgegangen waren demnach vereinzelte Erfahrungen aus China und Südkorea, nach denen die Gabe von Blutplasma genesener COVID-19-Patienten möglicherweise einen positiven Effekt bei schwer kranken Patienten haben kann.
Das Rekonvaleszentenplasma wurde in Regensburg bisher bei 26 Patienten eingesetzt. Alle Behandlungen erfolgten ausschließlich als so genannter „individueller Heilversuch“ bei Schwerstkranken mit hochkomplexen Krankheitsbildern. Eine durchgreifende Verbesserung des Krankheitsverlaufes zeigt sich nach Angaben des Klinikums bisher nicht. Bei Einzelnen sei ein Rückgang der Virusaktivität zu sehen. Dies könnte allerdings auch eine Folge der natürlichen Heilungsvorgänge sein. „Um tragfähige Aussagen zur Wirksamkeit des Rekonvaleszentenplasmas treffen zu können, bedarf es somit weiterer Behandlungen und längerer Beobachtungszeiträume“, teilt das Klinikum mit.
Wissenschaftler vermuten, dass es sich bei der Gabe von Rekonvaleszentenplasma um einen kausalen Therapieansatz handeln kann, da das Virus durch spezifische Antikörper inaktiviert werden soll. Deshalb bestehe, so die Regensburger Ärzte, durchaus Potenzial in dieser Therapie. Wesentlich sei, dass bei den bisherigen Anwendungen keine relevanten Nebenwirkungen zu beobachten waren. Denkbar sei, dass eine Verabreichung des Rekonvaleszentenplasmas in der früheren Phase der Erkrankung, in der noch keine körpereigenen Antikörper gebildet werden, eine ungehemmte Ausbreitung des Virus bremsen kann. Die Regensburger Mediziner plädieren für kontrollierte Studien, um damit zuverlässige Aussagen über die Wirksamkeit zu erhalten.