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Dienstag, Dezember 2, 2025

Bayerischer Wald-Verein Freyung zu Besuch im Landtag

Lesestoff

Ein Tag zwischen
Ausschussdebatten, Politikalltag und regionalen Themen

Ein Tag im Bayerischen Landtag bietet selten Raum für Atempausen. Ausschüsse, Gespräche, Abstimmungen – vieles läuft parallel, manches hinter Türen, die sonst geschlossen bleiben. Für die Sektion Freyung des Bayerischen Wald-Vereins öffneten sie sich. Auf Einladung von MdL Roswitha Toso verbrachte die Gruppe unter Leitung der Vorsitzenden Rita Weiß einen politischen Arbeitstag im Maximilianeum und erhielt
Einblicke, die man in Nachrichtenformaten selten bekommt. Die Besucherinnen und Besucher, die bereits Erfahrungen aus Straßburg mitbrachten, nutzten die Gelegenheit,
ihre Eindrücke zu vergleichen und eigene Fragen zu platzieren.

Der Tag begann dabei für die Anwesenden im Wirtschaftsausschuss, in dessen Sitzung eine hochkarätige Anhörung zur Cybersicherheit stattfand. Toso erläuterte den Zweck: „Wir laden von Zeit zu Zeit Fachleute in die Ausschüsse, um ein präzises Bild der Lage zu bekommen. Es geht darum zu erkennen, wo Fortschritte erzielt wurden und an welchen Stellen Handlungsbedarf besteht.“ Politik sei kein statisches System, erklärte sie weiter. „Wir müssen laufend nachjustieren. Nur so bleiben wir handlungsfähig.“

Schnell rückten die Besucher eigene Erfahrungen aus dem Landkreis in den Blick. Mehrere sprachen die schleppende Digitalisierung der Verwaltung an und nannten Beispiele aus dem Landkreis Freyung-Grafenau. Toso bestätigte die Probleme in der Verwaltung, verwies aber auf laufende Verbesserungen. Die Behörden arbeiteten „mit Hochdruck“ daran, Lücken zu schließen. Vieles werde erst in den kommenden Jahren sichtbar. „Gerade durch KI wird sich einiges bewegen“, sagte sie.

Ein weiteres Thema war der Alltag einer Abgeordneten. Eine Besucherin wollte wissen, wie ein Arbeitstag im Landtag konkret aussieht. Toso beschrieb die festen Abläufe einer Sitzungswoche: zwei Ausschusssitzungen, ein Plenartag, zahlreiche Fachgespräche zwischendrin. Dass im Plenum nicht immer alle Plätze besetzt sind, sei ein normaler Bestandteil parlamentarischer Arbeit. „Viele sind gleichzeitig in Verhandlungen oder Abstimmungsgesprächen. Das passiert parallel zum Geschehen im Saal.“

Aus dem Austausch entstand auch ein persönlicher Moment, als die Gruppe nach dem Auslöser für Tos¬o‘s Einstieg in die Politik fragte. Sie erzählte von ihrer ersten Kandidatur für ein politisches Amt, damals als Bürgermeisterin. „Ich habe mich zu der Zeit einfach mal getraut. Es hat nicht gereicht, aber ab da nahm vieles seinen Lauf.“ Ihr Weg stehe für viele politische Biografien, die nicht mit großen Plänen beginnen, sondern mit einzelnen Entscheidungen. „Man macht einfach weiter.

Konkrete Anliegen aus dem Stimmkreis fanden ebenfalls Raum. Toso berichtete über einen bevorstehenden Antrag zu mobilen Supermärkten, der aus einem Gespräch mit der Familie Bauer, des Unternehmens Peterhäusl aus Waldkirchen hervorgegangen ist. Die Versorgungssituation im ländlichen Raum sei vielerorts angespannt, besonders für ältere Menschen. „Wir brauchen flexible Modelle, die den Alltag erleichtern“, sagte sie zu dieser Initiative.

Auch Themen aus der Natur- und Landwirtschaft rückten in der Runde nach vorn. Beim Wolf verwies Toso auf die besonderen Herausforderungen in Regionen wie Berchtesgaden, wo Almbauern ihre Tiere nur schwer schützen können. Beim Biber schilderte sie Probleme, die Landwirte gerade im Landkreis Passau seit Jahren belasten: geflutete Flächen, beschädigte Wege, riskante Situationen bei der Feldarbeit. „Es geht bei solchen Themen nicht um die Entfernung oder gar Ausrottung eines des Tiers, sondern um ein funktionierendes Miteinander. Da ist eben die Politik gefragt.“

Persönlicher wurde es erneut, als es um Ausgleich und Familie ging. Toso sprach davon, wie wichtig Zeit mit den Enkeln sei, gerade in einem Arbeitsfeld, das selten Pausen zulässt. Auch das Petitionsrecht kam zur Sprache – ein Instrument, das Bürger jederzeit nutzen können, um Anliegen direkt an den Landtag heranzutragen.

Zum Ende des Besuchs richtete die Gruppe den Blick auf die Rolle von Frauen in der Politik. Toso betonte, dass es mehr weibliche Stimmen brauche. Viele Frauen seien noch zurückhaltend, doch das verändere sich langsam. „Wichtig ist, dass sich die Frauen auch trauen. Wir müssen ermutigen und dranbleiben. Es ist schon viel geschehen in den letzten Jahrzehnten. Wir lassen nicht aus, machen weiter und ich denke wir sind da in Bayern auf einem guten Weg.“

Der Besuch ließ die politische Arbeit sichtbar werden, wie sie im Alltag abläuft: vielschichtig, zeitgleich und oft näher an regionalen Themen, als es nach außen
wirkt. Für die Gäste aus Freyung-Grafenau blieb ein Eindruck, der sich deutlich von der Perspektive des Zuschauerraums unterscheidet.

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