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Freitag, April 26, 2024

Anarcho-Isegrim

Lesestoff

Ein roter Wolf kommentiert in der Galerie Priller das Passauer Stadtleben

(von Tobias Schmidt)

Eigentlich ist der Wolf ja ein Rudeltier. Doch bei heraldischen Wölfen verhält es sich natürlich anders. Das Wappentier der Stadt Passau gleicht eher einem feuerroten Einzelgänger. Er hat’s ja auch gewiss nicht leicht mit den Bürgern. Liest man doch im bayerischen Sagenschatz bei Karl Wehrhan oder auch den Brüdern Grimm, wie er ins Wappen kam: „Herzog Otto von Baiern vertrieb des Papstes Legaten Albrecht, dass er flüchten musste und kam nach Passau. Da zog Otto vor die Stadt, nahm sie ein, und ließ ihn da jämmerlich erwürgen. Etliche sagen: man habe ihn schinden lassen, darum führen noch die von Passau einen geschundenen Wolf im Wappen.“

Wolfi geht auf die Wiesn [Priller]
Nun war der 1241 vom Landshuter Hof Ottos II. vertriebene Passauer Domherr Albert Behaim gewiss ein übler Populist, aber eines gewaltsamen Todes stasrb er hier nicht. Die Legende vom geschundenen Wolf inspirierte die Passauer Künstlerin Eva Priller vor einigen Jahren zum Faktotum „Wolfi“. Auf mittelalterliche Bildsprache und neuzeitliche Ikonogramme zurück greifend, und kleinformatig, in verschiedenen Techniken ausgeführt sind die Grafiken, auf denen er zwischen den Stadtmauern herum geistert, diese gelegentlich überfliegt, wenn es ihm einmal zuviel wird, sich auch einmal einen Bischofsstab schnappt und seine (Bürger)Herde weidet, oder den Flüssen bei Hoch- und Niedrigwasser zuschaut.
Und wenn’s zum Beispiel im Stadtrat wieder einmal ganz kurios zugeht, dann setzt er sich mit seinen Freunden, der Passauer Bischöfin und dem Passauer Tölpel zusammen, wundert sich laut und heckt allerlei Schabernack aus.
Mal Unruhestifter und Krawallmacher, mal Kavalier oder auch liebevoller Begleiter, bisweilen auch strenger Lehrer mit Hang zum makabren Zynismus hält er den Bürgern den Spiegel vor die Nase, führt sie an selbiger auch gern herum.

Viele der kleinen „Wolfi“-Bilder hat Eva Priller als von schneller Hand ausgeführte karikaturistische Kommentare über die Jahre abgegeben. „Wolfi sucht das Weite“ heißt darum die Ausstellung von Wolfi-Bildern, die sich in ihrer Galerie in der Höllgasse/Ecke Kleine Messergasse eingefunden haben.

Wolfi Bischöfin [Priller]
Vernissage ist am Donnerstag, 28. September 2017 um 18 Uhr; die Schau ist hernach mittwochs und donnerstags 15 bis 18 Uhr sowie nach telefonischer Vereinbarung unter Telefon 0160 214602 bei freiem Eintritt zu besichtigen.
Und sie ist als „work in progress“ angelegt: schließlich ist der Anarcho-Isegrim Wolfi fortwährend bemüht, das Wesen der Passauer offen zu legen. Mögen es manche auch „Unwesen treiben“ nennen.

(Bilder: Priller)

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