Tonnagebeschränkung auf 3,5 t bleibt weiter bestehen
Eine Prüfung der Gewichtszulassung der Hängebrücke hat Anfang des Jahres ergeben, dass eine sogenannte statische Nachrechnung des Bauwerks erforderlich ist und dass auch die bis dahin vorhandene Überfahrausnahme für Busse nicht mehr erteilt werden konnte. Die Nachrechnung ist bis dato noch nicht abgeschlossen. Es wurde aber bereits mitgeteilt, dass die Tragseile der Hängebrücke aufgrund ihres Alters eine Schwachstelle darstellen. Daher beauftragt die Stadt nun eine Studie, die einen Seiltausch oder alternativ eine Erneuerung des Bauwerks in den nächsten 3-5 Jahren untersucht.
Die Hängebrücke wird hauptsächlich von zwei Haupttragkabeln, bestehend aus Seilbündeln mit jeweils sieben Einzeltragseilen und 38 Hängern getragen. Die Seile sind über Ankerböcke in den Seilkammern am Georgsberg und am Römerplatz verankert. Der geringere Teil der Traglast wird über die Versteifungsträger der Brücke abgetragen. Das Bauwerk wurde im Rahmen der jährlichen Brückenprüfungen regulär untersucht. Dies geschah beispielsweise bei der jährlichen Sichtprüfung augenscheinlich, bei den einfachen Prüfungen durch externe Bauwerksprüfer (3-Jahres-Rhythmus), bei den Hauptprüfungen (6-Jahres-Rhythmus) oder bei Sonderprüfungen aus besonderem Anlass (z. B. Anprall oder Hochwasser).
Auch die Seile wurden im Rahmen der Hauptprüfungen kontrolliert. Zum einen wurden verschiedene Indikatoren wie z. B. Qualität des Korrosionsschutzes, Verseilmasse, Seilfett etc. beobachtet und bewertet. Zusätzlich erfolgten Seilprüfungen durch sogenannte magnetinduktive Verfahren. Hierbei werden die magnetischen Streufelder der Seile von Sensoren erfasst, wodurch sich Schäden wie Drahtbrüche, Korrosion, Kerben und Gefügeveränderungen feststellen lassen. Aufgrund der Konstruktion mit den Seilbündeln und des Gesamtdurchmessers der Stränge sind dadurch aber nur die Randlagen bzw. die aufgespreizten Einzelteile innerhalb der Seilkammern zuverlässig messbar. Der Zustand im Inneren der Seilbündel kann nicht erfasst und beurteilt werden.
Im Vorgriff der umfangreichen Hängebrückensanierung 2017/2018 fand ebenfalls eine Seilprüfung statt, die ohne Befund blieb. Sowohl die Tragfähigkeit als auch die Dauerhaftigkeit der untersuchten Seilbereiche wurden zu dem Zeitpunkt bescheinigt.
Daher wurde damals nur eine Instandsetzung des Bauwerks (Korrosionsschutz und Fahrbahn für insgesamt 4,3 Mio. Euro) beauftragt. 2021 und Anfang 2025 wurden die Seile erneut geprüft, mit dem Ergebnis, dass diese grundsätzlich in einem betriebssicheren Zustand sind, wenngleich die Hauptprüfung des Brückenbauwerks 2021 erste pauschale Hinweise auf mögliche Schäden am Seilbündel ergab. Die Sonderprüfung der Seile im Rahmen der aktuell laufenden Nachrechnung versagt nun auf Basis von verschiedenen Anhaltspunkten die Dauerhaftigkeit der Hängebrücke.
Sofortmaßnahmen eingeleitet
Als Sofortmaßnahmen erfolgen deshalb eine Instandsetzung von Roststellen an den Seilen, eine Untersuchung der austretenden Seilverfüllmasse am Seiltiefpunkt, die Prüfung der Installation einer Messvorrichtung sowie magnetinduktive Prüfungen in geringeren Abständen. Zudem wird umgehend eine Studie in Auftrag gegeben, die klären soll, ob ein Seiltausch technisch möglich ist und wie alternativ ein Neubau technisch umgesetzt werden könnte. Die derzeit gültige Tonnagebeschränkung auf 3,5 t muss weiter bestehen bleiben.
Bei der Nachrechnung wird insgesamt untersucht, in welche Belastungsklasse die Hängebrücke eingestuft werden kann. Dies umfasst sowohl statische als auch dynamische Berechnungen. Wichtige Schritte sind dabei die Untersuchung der Bauweise, der Materialien, der Fundamente, die Wirkung auf die Tragseile und der Gelenke. Weiterhin gilt, dass keine Gefährdung besteht, wenn mehrere Fahrzeuge unterhalb der Gewichtsbeschränkung gleichzeitig auf der Brücke bspw. an der Ampel stehen. Hier geht es dezidiert um die Einzellasten, die nicht überschritten werden dürfen.
Die beauftragen Ingenieurbüros haben mittlerweile unterschiedliche tragenden Bauteile untersucht, verschiedene Berechnungsmodelle angewendet und auf Grundlage der bisher erhobenen Daten verschiedene Lastfälle geprüft. Eine Schwierigkeit stellt die erforderliche Berechnung von einzelnen Teilen der Brücke dar, weshalb weitergehende, vertiefende Untersuchungen erforderlich sind. Das Endergebnis der Nachrechnung wird nicht vor Ende 2025/Anfang 2026 vorliegen.
Die mittlerweile 114 m lange und fast 12 m breite Hängebrücke wurde 1910 eröffnet. 1945 erfolgte eine teilweise Sprengung im Rahmen des zu Ende gehenden zweiten Weltkriegs. Vier Jahre später konnte sie aber nach ihrem Wiederaufbau für den Verkehr freigegeben werden. 1972 musste die Brücke verkürzt werden, da am Anger ein Betonkragarm zur Verbreiterung der Straße angebaut wurde.




